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Namen jenen ungeteilten und unteilbaren Grundwirthschafts-Complex,
welcher einer ganzen bäuerlichen Familie als ein Hausvermögen-Con-
cretum angehört. Es setzt eine solche agrarische Einrichtung vor
allem Familieneinheit und Gütergemeinschaft voraus. Das Letztere ist
zwar bei den Walachen, so weit die Geschichte zureicht, nicht mehr
anzutreffen; aber die Folgen der Gütergemeinschaft, die gemeinschaft
liche Arbeit, erhielten sich. Benötigt nämlich ein Walach beim Hausbaue,
oder zur Schnittzeit, oder zum Mähen seiner Wiesen viele Arbeiter, so
geht er im ganzen Dorfe von Haus zu Haus und bittet, man möge an
einem bestimmten Tage zur Aushilfe kommen. Diese Aushilfe wird
Pobaba genannt. An dem angesagten Tage kommt aus jedem Hause,
Chyza, wenigstens ein Arbeiter oder eine Arbeiterin (po babe). Die
Arbeiten werden unentgeltlich geleistet, dafür wird aber allen im Hause
des Arbeitgebers ein Abendessen bereitet, bei welchem Kuchen, bäby,
eine Hauptrolle spielen.
Nach dem Abendessen unterhält sich die Jugend mit dem Tanze.
So war es noch vor einem halben Jahrhunderte auch bei den
Hanaken.
Ein anderer Ueberrest einer altslavischen Sitte sind die Spinn
stuben, wohl noch die einzigen in ganz Mähren. Freilich sind sie auch
unter den Walachen jetzt schon sehr spärlich, und nur in den Gebirgs-
dörfern anzutreffen. Als noch in der Umgebung von Roznau die Weber
von der Baumwolle nichts wussten, die sie gegenwärtig in einer bedeu
tenden Quantität schon gesponnen aus den Fabriken beziehen und ver
arbeiten, waren die Spinnstuben (pflstvy) sehr beliebt und wichtig.
Jetzt haben sie nicht mehr eine solche Bedeutung.
Vor dem Einbrüche des Herbstes besprachen sich nämlich die
Mädchen, bei welchem Hausherrn sie ihre Spinngesellschaften im näch
sten Herbste und Winter haben sollen. Sie suchten und wählten hiezu
gewöhnlich ein geräumiges Zimmer. Hat der angesprochene Haus
eigentümer eingewilligt, und sind sie mit ihm in Betreff der Zahlung
für die Holzspäne, svetidla, und für das Brennholz, drva, überein ge
kommen, so fingen die Spinnerinen, pfistevnice, und ihnen nach die
Spinngesellschafter, pfistevnici, jeden Ahend an sich zu versammeln.
Nur am Donnerstage und Samstage kamen sie nie zusammen; am
Donnerstage desshalb nicht, weil der Weltheiland an diesem Tage und
in der Abendstunde im Garten Gethsemani mit Stricken gebunden
worden ist; man sagt, aus diesem Grunde verwandele sich das an die
sem Abende gewonnene Gespinnst, pfädlo, in Stricke. Samstag aber
wollte man darum nicht spinnen, weil dieser Tag der Gottesgebärerin
geweiht ist, und weil diese Vigil schon zum Sonntage gehört. Daher