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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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Bei Kirchengänger], Taufen, Hochzeiten wird ein roth, oder auch 
blau gesticktes Tuch, plachta druzcenskä vysivanä, shawlartig ge 
tragen. In der Regel ist sie, wie die Uvodnice in der Hana, ein Fami 
lienerbstück. 
Ein Kinderkleidchen wird kanttisek genannt, ein den Polen ent 
nommenes Wort. 
Da die Walachen im Gebirge wohnen, so ist es ganz erklärlich, 
dass sich der Holzbau bei ihnen einbürgern musste. Noch vor w enigen 
Decennien fand man ganze Städtchen, wie z. B. Roznau, sammt Kirche 
und Pfarrhof von Holz. Blockhäuser mit den sogenannten Lauben, 
podlouby, an einander reichende, gedeckte, auf Säulen ruhende Vorbaue, 
umschlossen den viereckigen Marktplatz, den Bing. In Galizien findet 
man ähnliehe Gebirgsstädtchen. Ein solches Blockhaus besteht aus 
einem grossen Vorhause, einem Zimmer mit zwei Fenstern und einer 
geräumigen Küche und Kammer. Die Zimmereinrichtung ist bis zur 
Stunde ungemein einfach. Eine Bettstelle, zwei Bänke in die Ecke 
gestellt, und vor denselben ein Tisch mit gekreuzten Füssen und einer 
grossen Lade bilden die ganze Einrichtung. Einige Glasbilder in 
schwarzer Einrahmung, und in der Ecke, wo der Tisch steht, ein 
hölzernes, versperrbares Kästchen, das wir bei allen Slaven Mährens 
finden — ehedem der Hausaltar, wo der Hausgott, skfitek, thronte 
— dienen zur Zierde. Neben dem grossen Kachelofen, wo Sommer 
und Winter gekocht wird, ist der wo möglich noch grössere Backofen, 
welcher als Schlafstätte für die jüngeren Familienglieder bestimmt ist. 
Kleider und Wäsche sind in Truhen, die in der Regel auf dem Dach 
boden aufbewahrt werden. Die Stallungen befinden sich hinter dem 
Wohnhause. Solche Blockhäuser, die mit Schindeln gedeckt werden, 
sind das Werk des Walachen selbst; er ist Zimmermann und wo 
möglich auch Schlosser. In der Regel gibt es hölzerne Schlösser und 
ähnliche Schlüsseln. Versteigt sich der Walach bis zum Eisen, dann 
lässt er beim Dorfschmiede zwei Fingerstarke und etwa 5 Zoll lange 
Nägel anfertigen, die er mittelst eines Ringes verbindet. Aut diese 
Weise erhält er einen beweglichen Schlüssel. In gerader Richtung muss 
derselbe so in das Schlüsselloch gesteckt werden, dass der eine beweg 
liche Theil herabfallend hakenförmig in die Zähne des Holzschlosses 
eingreift, den Schuber zurückstösst und so öffnet. Diese Art Schloss 
und Schlüssel ist nur im tiefem Gebirge und im Rusavathale noch 
gebräuchlich. Auffallend, dass in Japan eine ganz ähnliche Sperrvor 
richtung besteht. 
Die Lebensweise des Walachen ist ungemein einfach. Der 
Boden gewährt ihm wenig, und baares Geld ist selten, um aus der 
Fremde Bedürfnisse herbeizuholen. Kartoffeln, Kraut, Haide, die je-
	        
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