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Bei Kirchengänger], Taufen, Hochzeiten wird ein roth, oder auch
blau gesticktes Tuch, plachta druzcenskä vysivanä, shawlartig ge
tragen. In der Regel ist sie, wie die Uvodnice in der Hana, ein Fami
lienerbstück.
Ein Kinderkleidchen wird kanttisek genannt, ein den Polen ent
nommenes Wort.
Da die Walachen im Gebirge wohnen, so ist es ganz erklärlich,
dass sich der Holzbau bei ihnen einbürgern musste. Noch vor w enigen
Decennien fand man ganze Städtchen, wie z. B. Roznau, sammt Kirche
und Pfarrhof von Holz. Blockhäuser mit den sogenannten Lauben,
podlouby, an einander reichende, gedeckte, auf Säulen ruhende Vorbaue,
umschlossen den viereckigen Marktplatz, den Bing. In Galizien findet
man ähnliehe Gebirgsstädtchen. Ein solches Blockhaus besteht aus
einem grossen Vorhause, einem Zimmer mit zwei Fenstern und einer
geräumigen Küche und Kammer. Die Zimmereinrichtung ist bis zur
Stunde ungemein einfach. Eine Bettstelle, zwei Bänke in die Ecke
gestellt, und vor denselben ein Tisch mit gekreuzten Füssen und einer
grossen Lade bilden die ganze Einrichtung. Einige Glasbilder in
schwarzer Einrahmung, und in der Ecke, wo der Tisch steht, ein
hölzernes, versperrbares Kästchen, das wir bei allen Slaven Mährens
finden — ehedem der Hausaltar, wo der Hausgott, skfitek, thronte
— dienen zur Zierde. Neben dem grossen Kachelofen, wo Sommer
und Winter gekocht wird, ist der wo möglich noch grössere Backofen,
welcher als Schlafstätte für die jüngeren Familienglieder bestimmt ist.
Kleider und Wäsche sind in Truhen, die in der Regel auf dem Dach
boden aufbewahrt werden. Die Stallungen befinden sich hinter dem
Wohnhause. Solche Blockhäuser, die mit Schindeln gedeckt werden,
sind das Werk des Walachen selbst; er ist Zimmermann und wo
möglich auch Schlosser. In der Regel gibt es hölzerne Schlösser und
ähnliche Schlüsseln. Versteigt sich der Walach bis zum Eisen, dann
lässt er beim Dorfschmiede zwei Fingerstarke und etwa 5 Zoll lange
Nägel anfertigen, die er mittelst eines Ringes verbindet. Aut diese
Weise erhält er einen beweglichen Schlüssel. In gerader Richtung muss
derselbe so in das Schlüsselloch gesteckt werden, dass der eine beweg
liche Theil herabfallend hakenförmig in die Zähne des Holzschlosses
eingreift, den Schuber zurückstösst und so öffnet. Diese Art Schloss
und Schlüssel ist nur im tiefem Gebirge und im Rusavathale noch
gebräuchlich. Auffallend, dass in Japan eine ganz ähnliche Sperrvor
richtung besteht.
Die Lebensweise des Walachen ist ungemein einfach. Der
Boden gewährt ihm wenig, und baares Geld ist selten, um aus der
Fremde Bedürfnisse herbeizuholen. Kartoffeln, Kraut, Haide, die je-