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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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doch nicht so gut ist, wie aus dem Marchfelde, Hafer- und Gersten- 
brod bilden den Vorrath seiner Speisekammer. Im Sommer kommt 
vom Schafhirtenleiter, bäca, für die seiner Obhut überlassenen Schafe 
die ausbedungene Quantität der Brymza. Im Herbste, wenn die Weide 
aufhört, werden die Brackschafe geschlachtet und ihr Fleisch gepöckelt. 
Schweine werden zahlreich gehalten} doch von den Aermeren nach 
bewirkter Mästung entweder lebend verkauft, oder doch der grössere 
Theil des Specks und Schmalzes in die zwei walachischen Hauptorte, 
nach Roznau und Wal.-Mezeritsch, zum Verkaufe gebracht. Gekochtes 
Rindfleisch kennen viele Familien, sowie den Wein, vielleicht seit der 
Hochzeit nur dem Namen nach, dafür aber desto besser den Brannt 
wein. Selbst den Wöchnerinnen gibt man gleich nach der Entbindung 
i/a Seitei gewürzten und heissgemachten Brandwein zur Erholung! Je 
ärmer das Volk, desto häufiger diese Pest. 
Nur bei Hochzeiten macht selbst der Aermste eine Ausnahme, und 
traktirt seine Gäste. Die hiebei vorgeschriebenen Speisen und Getränke 
reihen sich folgendermassen an einander: Gewärmter, mit Honig ver- 
süsster und gewürzter Brandwein und Kuchen, koläce. Beides wird 
vor dem Gange zur Kirche aufgetischt. Nach der Rückkehr beginnt 
der Tanz, welcher bis zum eigentlichen Hochzeitsmale, das um 7 Uhr 
Abends aufgetragen wird, dauert. Das Menu des Hochzeitstisches ist: 
Rindsuppe mit Haidekorn, pohanka. 
Rindfleisch mit Milchkren. 
Hühnersuppe mit Nudeln und dem Fleische des Huhnes. 
Geräucherte Fleischwürste, oder fettes Schweinefleisch mit schwarzer, 
aus getrockneten Pflaumen bereiteter Sauce. 
Gries mit Honig und geriebenen Lebkuchen. 
Hirse in Milch gekocht mit Butter. 
Erbsen mit geröstetem Speck. 
Zuletzt Kuchen, bäby und Kolatschen. 
Es muss schon ein sehr armes Brautpaar sein, bei welchem ein 
zelne dieser Gerichte fehlen, bei Wohlhabenderen kommen noch Gänse-, 
Enten- und Schweinbraten oder Lammfleisch. Als Getränke bietet der 
Gastgeber nur Wasser; wer Bier oder Branntwein haben will, muss 
dafür selbst sorgen. 
Teller und Gabeln sind unbekannte Dinge. Es wird aus Einer 
Schüssel gegessen und aus Einem Kruge getrunken. Das Taschen 
messer, kudlacka, führt Jedermann bei sich; nur der im Hause ge 
schnittene Holzlöffel wird gereicht. Trotz der in der Bezirkshaupt 
mannschaft Wal. Mesefitsch befindlichen fünf Glashütten (Krasna, Vsetin, 
Hrozenkau und zwei in Gross-Karlowitz) hat sich der Walach bis zum 
heutigen Tage an Gläser nicht gewöhnt. Ihm sind sympathischer die
	        
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