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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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gehören, und mit dem generellen Namen „Hör aci“ bezeichnet werden. 
Sie bewohnen den ganzen westlichen Tlieil Mährens, den die Natur 
selbst zu einer näheren Verbindung mit dem böhmischen Schwester 
lande bestimmt zu haben scheint. Denn während sie ihn im Norden 
durch einen mächtigen Wall von Gebirgen, im Süden durch eine lange, 
tiefe und jähe Felsenkluft, deren Grund der Thaja zum Bette dient, 
im Osten wieder bis zu den Karpathen durch die March gewisser- 
massen abgeschlossen hat, war die Seite, welche Böhmen berührt, ganz 
offen geblieben. So konnte es geschehen, dass die slavische Bevölke 
rung, welche hinter diesen Grenzen wohnte, ihre Eigentümlichkeit er 
halten jene hingegen, welche innerhalb derselben sitzen blieb, alsbald 
dem mächtigeren Zuge nach Böhmen folgte, und mit den dort lebenden 
Cechen zu Einem Volke mit Einer Sprachweise, mit einerlei Sitten, 
Gewohnheiten und Gebräuchen, mit gleicher Lebensweise und Lebens 
anschauung verschmolz, so dass, was von den in Böhmen längst der 
mährischen Grenze lebenden Öechoslaven gilt, auch Bezug auf die 
Horäken hat. Ehedem trug der Horäk, wie sein Nachbar in Böhmen, 
als Kopfbedeckung einen breitkrämpigen Hut, oder die Aksamitka, ein 
schwarzes Halstuch, eine dunkelblaue Tuchweste mit enganschliessenden 
runden Metallknöpfen, darüber eine ähnliche Jacke, oder einen langen 
Rock, gelblederne Beinkleider und hohe Röhrenstiefel. Das weibliche 
Geschlecht liebte ziemlich bunte Farben, trug den Rock kürzer, um 
die rothen Strümpfe sehen zu lassen, hatte ein eng anliegendes Mieder 
an, eine Jacke vom blauen Tuche und ein eigens gebundenes, buntes, 
grosses Tuch am Kopfe. Diese Trachten sind bereits verschwunden ; 
aber was sich erhielt, das ist ihre ungemeine Nettigkeit im Anzuge, in 
der Wäsche und in der Wohnung, dann die Arbeitslust und der Wis 
sensdrang. Volksbibliotheken, Zeit- und periodische Schriften trifft 
man sehr häufig in den Dörfern und Familien an. Die Pferdezucht 
blüht bei ihnen, weniger die Rinderzucht. Ihre Feldwirthschaft wird mit 
weniger Ausnahme schon ganz rationell und mit Maschinen betrieben. 
Actienunternehmungen aller Art finden Anklang und Unterstützung. 
Schulen gedeihen, die Unterrichtsgegenstände werden erweitert, die 
Eisenbahnen benützt, und somit die Eigenthümlichkeiten, welche nur 
in der Abschliessung gedeihen, beseitigt. Eine Art von Kosmopolitismus 
bricht sich Bahn, der von Jahr zu Jahr steigende Wohlstand rüttelt 
sogar an der Bauart der Wohnungen, an den hergebrachten Einrich 
tungsstücken, kurz an der ganzen Lebensweise des Landvolkes. Die 
bei weitem grössere Mehrzahl der Studierenden an den Landesan 
stalten gehört entweder den Hanaken oder den Horaken an. 
Chutwein bei Littau scheint der einzige Ort zu sein, wo die 
alte Volkstracht noch anzutreffen ist. 
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