Stein-, Thon- und Glasinduftrie.
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Mode unterworfenen Industriegebiete. Und wahrlich nicht ein
geringer Antheil an dem Siegespreise, welchen Oesterreich
hier errang, gebührt dem böhmischen, vorzüglich aber dem
n o r d böhmischen Gewerbfleisse; gehören doch von den vielen
österreichischen Ausstellern der Glaswaarenbranche an neu n-
zig Procent in Bezug auf den Standort ihrer Gewerbsunter-
nehmung in den Bezirk der Eeichenberger Handels- und Ge
werbekammer.
Die Glasbereitung und -Verarbeitung oder Raffination
gehört nach allem historischen Ermessen nächst der Textil
industrie zu den ältesten Gewerben des genannten Bezirkes.
Gleichwohl ist es bisher nicht gelungen, über das 15. Jahr
hundert zurückreichende, urkundliche Daten der Geschichte
dieses Gewerbes aufzufinden; in den meisten Gegenden hat
man erst in jüngster Zeit es der Mühe werth befunden, über
dergleichen Dinge Aufzeichnungen zu veranlassen. Und doch
ist nichts so sehr geeignet, uns über die Besonderheiten einer
Industrie so gründlich aufzuklären, als deren Vergangen
heit, weshalb es uns gestattet sei, bevor wir zu einer kurzen
Charakteristik der einzelnen Ausstellungsobjecte unserer Glas-
fabrikation schreiten, eine gedrängte Uebersicht der Geschichte
dieser Industrie zu bieten, soweit das die wenigen bislang er
reichbaren, sehr verstreuten Behelfe ermöglichen.
Im Allgemeinen lässt sich die jetzige nordböhmische
Glasindustrie nach drei ausgedehnten Gebieten unterscheiden,
deren Centra Haida-Steinschönau, Gablonz-Morchenstern und
Dux-Teplitz-Aussig bilden, von denen Ersteres beinahe aus
schliesslich Hohlglas-Raffinerie, das Zweite vorwiegend Glas-
quincaillerie, das Letzte aber insbesondere Tafelglaserzeugung
cultivirt; einzelne, zum Theil hervorragende Etablissements
der verschiedenen Gebiete bilden erwähnenswerthe Ausnahmen.
Am frühesten scheint die Glasbereitung in den Orten
eingeführt worden zu sein, die zu dem ersterwähnten Gebiete,
dem von Haida-Steinschönau, gehören. „Die erste Glashütte