V. Heft. Gruppe IX.
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Noch zum Jahre 1786 wird zweier Glashütten in un
mittelbarer Nähe Reichenberg's gedacht; die Verwüstung der
Wälder machte sie bald darauf verschwinden, wogegen die im
Jahre 1774 durch Joh. Leop. Riedel gegründete Glasfabrik
zu Christiansthal und eine wohl schon vorher zu Mor-
chenstern errichtete Hütte allmälig zu gewisser Berühmt
heit gelangten, insbesondere durch die Reinheit ihres Erzeug
nisses. Dieses Erzeugnis war ursprünglich zuverlässig so
wohl Tafel- als Stangen- und sogen. Prismenglas, von welchen
Glasgattungen die erstere schon seit Jahrzehnten daselbst
nicht mehr producirt wird; während die Harrachsdorfer Hütte,
bekannter unter dem Namen der Neu weit er Fabrik, von
Anfang an besonders Hohlglas erzeugt und raffinirt zu haben
scheint. Ohne selbst der Standort einer eigentlichen Glashütte
zu sein, bemächtigte sich jedoch schon gegen Mitte des vori
gen Jahrhunderts Gablonz, der natürliche Mittelpunkt der
genannten Plätze, des Verlages der von Letzteren erzeugten
Waaren, deren Hauptmasse schon zu Beginn des 18. Jahr
hunderts geschliffene Glasperlen, später — wie wir bei Be
sprechung der Stein-Industrie ('s. S. 7) bereits erfahren haben —
auch Compositionssteine, endlich aber jede Gattung Glasquineail-
lerie ausmachten. Als die renommirtesten Exportfirmen von
Gablonz werden zum Jahre 1799 genannt: Anton Ungar, Chri
stian Weiss, Franz Schwan und Franz und Josef Dressier.
Die Zahl und die Betriebsamkeit seiner Bewohner be
wog die Staatsverwaltung, Gablonz im Jahre 1808 zum Markt
flecken, 1866 zur Stadt zu erheben. — Zahllose Schwankun
gen hatte die Glas-Industrie in dem Zeiträume überdauert,
der zwischen diesen beiden Jahreszahlen liegt. Mehr als
eine der aufgezählten Hütten musste im Laufe der Zeit, na
mentlich in den ersten beiden Jahrzehnten des gegenwärtigen
Jahrhunderts, aufgelassen werden — Andere traten an ihre
Stelle; so die zu Wilhelmshöhe (1829), Unter-Polaun
(18471 und Wurzelsdorf (1865). sämmtlich Josef Riedel