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Volltext: Nordböhmen auf der Weltausstellung in Wien 1873, Gruppe IX (Stein-, Thon- und Glas-Industrie)

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V. Heft. Gruppe IX. 
bemalt,*) in jeder Dimension: das Alles ist Gegenstand der 
Erzeugung, deren Werth die Riesensumme von sechszehn 
Millionen übersteigt. Hiezu sei sogleich die Production 
der Spiegelglasraffinerie zu Bürgstein gezählt, welche eine 
Werthsumme von fl. 170.000 angiebt. — 
Wie schon angedeutet, beschränkt sich die Glasindustrie 
nicht auf die beiden bisher besprochenen Districte. Bereits 
wurden einige isolirte Hütten in den Bezirken Pölitz und Rei 
chenau genannt; noch wären zunächst, den Umfang dieses 
Industriegebietes zu bezeichnen, zwei jüngere Etablissements 
für Hohlgrasraffinerie zu nennen, Eins zu Neustadtl (Bezirk 
Friedland), Eins zu Dunkelthal (Bezirk Marschendorf), welche 
jedoch Beide von der Weltausstellung ferngeblieben. Zu einem 
förmlichen Industriedistricte verdichtet hat sich die Zahl der 
artiger Etablissements nur noch an einem Punkte des Kammer- 
*) Hier scheint uns der Ort, gegen eine Verkehrtheit zu re- 
monstriren, deren sich einzelne „Fachblätter“, namentlich ausseröster- 
reichische, bei Beurtheilung der Expositionen böhmischen Glases schul 
dig gemacht. Dergleichen Blätter wollen als die wesentliche Eigen- 
thümlichkeit der böhmischen Glasindustrie erkennen, „dass ihr Mate 
rial geschliffenes Glas ist“ und dass dieses „an Reinheit und Farblo 
sigkeit dem echten Krystall am nächsten kommt,“ woraus folgen soll, 
dass hierin, in der Erzeugung und Raffinirung von Krystallglas, die 
alleinige Aufgabe jener Industrie gelegen, sonach damit, dass sie 
„diese Weise verlassen“ und „sich auf bunte Farben und Malereien 
in Nachahmung des Porzellans warf,“ nur ein tadelnswerther Schritt 
gethan worden sei, der blos zu „Absonderlichkeiten“ führe, „wie z. B. 
wenn sie antike Thongefässe mit all ihrer Farbe und Zeichnung in 
Glas imitirt;“ der Anblick sei „nur — schmutzig-unangenehm.“ (!) 
Das klingt fast wie die Sprache bedrohter Concurrenz — ohne alle 
theoretische und praktische Begründung. Die Augen Tausender und 
aber Tausender haben die Farbenpracht böhmischer bemalter Gläser 
„brillant“ gefunden und werden sich in diesem Urtheile durch irgend 
einen Porzellanpfeifenkopf, der den Gebrauch von Farben als sein 
Monopol betrachtet, nicht beirren lassen.
	        
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