38
V. Heft. Gruppe IX.
bemalt,*) in jeder Dimension: das Alles ist Gegenstand der
Erzeugung, deren Werth die Riesensumme von sechszehn
Millionen übersteigt. Hiezu sei sogleich die Production
der Spiegelglasraffinerie zu Bürgstein gezählt, welche eine
Werthsumme von fl. 170.000 angiebt. —
Wie schon angedeutet, beschränkt sich die Glasindustrie
nicht auf die beiden bisher besprochenen Districte. Bereits
wurden einige isolirte Hütten in den Bezirken Pölitz und Rei
chenau genannt; noch wären zunächst, den Umfang dieses
Industriegebietes zu bezeichnen, zwei jüngere Etablissements
für Hohlgrasraffinerie zu nennen, Eins zu Neustadtl (Bezirk
Friedland), Eins zu Dunkelthal (Bezirk Marschendorf), welche
jedoch Beide von der Weltausstellung ferngeblieben. Zu einem
förmlichen Industriedistricte verdichtet hat sich die Zahl der
artiger Etablissements nur noch an einem Punkte des Kammer-
*) Hier scheint uns der Ort, gegen eine Verkehrtheit zu re-
monstriren, deren sich einzelne „Fachblätter“, namentlich ausseröster-
reichische, bei Beurtheilung der Expositionen böhmischen Glases schul
dig gemacht. Dergleichen Blätter wollen als die wesentliche Eigen-
thümlichkeit der böhmischen Glasindustrie erkennen, „dass ihr Mate
rial geschliffenes Glas ist“ und dass dieses „an Reinheit und Farblo
sigkeit dem echten Krystall am nächsten kommt,“ woraus folgen soll,
dass hierin, in der Erzeugung und Raffinirung von Krystallglas, die
alleinige Aufgabe jener Industrie gelegen, sonach damit, dass sie
„diese Weise verlassen“ und „sich auf bunte Farben und Malereien
in Nachahmung des Porzellans warf,“ nur ein tadelnswerther Schritt
gethan worden sei, der blos zu „Absonderlichkeiten“ führe, „wie z. B.
wenn sie antike Thongefässe mit all ihrer Farbe und Zeichnung in
Glas imitirt;“ der Anblick sei „nur — schmutzig-unangenehm.“ (!)
Das klingt fast wie die Sprache bedrohter Concurrenz — ohne alle
theoretische und praktische Begründung. Die Augen Tausender und
aber Tausender haben die Farbenpracht böhmischer bemalter Gläser
„brillant“ gefunden und werden sich in diesem Urtheile durch irgend
einen Porzellanpfeifenkopf, der den Gebrauch von Farben als sein
Monopol betrachtet, nicht beirren lassen.