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V. Heft. Gruppe IX.
Schmucklosigkeit seiner meist überseeischen Kundschalt oder
auch der liebe, leidige Zufall da und dort an „Originalen“ in
die Hände spielte, das galt durchgängig für den Producenten
als Muster, das er sclavisch zu copiren hatte. Kein V under,
dass, als auf der ersten internationalen Ausstellung diese
Leistungen sich zum ersten Male der Kritik der Kunst
verständigen der Welt aussetzten, die „höchst beschämende
Thatsache“ zu Tage trat, dass, wie fast alle oesterreichische
Kunstindustrie, namentlich die Glaswaaren-Fabrikation „einen
auffallenden Mangel an Geschmack und Originalität sowohl
in der Formgebung als auch in der Decoratioil besitze, dass
sie, wenn auch nicht an Solidität, doch durch Gefälligkeit von
der französischen und selbst der englischen weit übertroffen
werde.“ Die richtige Erkenntnis dieser Thatsache, deren
Gewicht durch den zu Beginn der fünfziger Jahre herrschen
den Nothstand unter den Glasarbeitern nur vermehrt wurde,
führte zunächst in Steinschönau zur Errichtung einer am
1. April 1857 eröffneten Zeichnen-und Modellirsch ule.
Nur sehr langsam vermochte diese eine Schule, trotz
der trefflichsten Leitung, erkennbare Resultate zu erzielen und
eine dem Umfange des Territoriums, für das sie bestimmt
war, und der Massejihaftigkeit seines Bedarfes an Arbeits
kräften annähernd entsprechende Zahl tauglicher Leute heran
zubilden. Gleichwohl liess schon die Weltausstellung zu Paris
den Einfluss der genannten Schule' auf die Erzeugnisse un
serer Hohlglasraffinerie nicht verkennen. Und genügt ent
schieden auch noch heute — nachdem endlich im October
1871 eine zweite solche Schule in Haida etablirt wurde —
die Zahl der zur Verfügung stehenden, fachlich geschulten
Arbeiter keineswegs dem factischen Bedürfnisse, so muss doch
abermals mit inniger Befriedigung ein Fortschritt im Vergleich
zu ehedem nach der bezeichnten Richtung constatirt wer
den. Dasselbe gilt bis zu gewissem Grade von dem Glasquin-
caillerie-Districte, in welchem am 1. December 1870, und zwar