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V. Heft. Gruppe IX.
auf reichbesetztem Tische die aufgestellten Schalen, Vasen
u. s. w. in der That wie allerhand kunstvolles Opfergeschirr,
ausnehmen — einem nicht unbekannten Gotte dargebracht.
Zwei colossale Vasen (175 Centim. hoch), aus fünf grossen,
marmorartig matt geschliffenen Glasstücken zusammengefugt,
mit den Bildnissen Ihrer Majestäten bemalt, sind Meisterstücke
der Glasmacherarbeit nicht allein durch die gelungene Farbe
und den zarten, sinnigen Decor, sondern auch durch ihre Form
vollendung; zahlreiche Tafelaufsätze zeichnen sich aus durch
schönen, schwierigen Schliff, wie nicht weniger durch ein
wirkungsvolles, gleichmässiges Kupferrubin; ein Blumenkorb,
gleichfalls vorzüglich im Schliff, vertritt in bester Harmonie
den ganzen Beichthum an herrlichen Farben, welche die Fabrik
erzeugt. Zwei Ketten eleganter Form, deren Eine in regel
rechten, sorgfältig gravirten Knoten gewunden; deren Zweite,
vielgegliedert, aus einer einzigen massiven Glasstange heraus
geschliffen, sind beachtenswerthe neueste Erfindungen. Von
der mühsamsten Arbeit zeugen ein Spieltisch und ein Sessel,
durch das genaueste „Zusammenschleifen“ in ihren Theilen
verbunden, werthvoll zugleich als Proben eines neuen Expe
rimentes, durch welches mittels Aetzung die schönste braune
Farbe auf blauem Glase hervorgebracht wird. Wohlbekannt
sind die grünen im Genre der altdeutschen Humpen bemalten
Gläser der unerschöpflichen Fabrik, deren vorzüglichste Be
schäftigung indess neuerer Zeit die Erzeugung von Lampen
und sonstigen Beleuchtungsgegenständen geworden zu sein
scheint. Wir haben nicht Raum, auch nur die wichtigsten
Artikel aufzuzählen. Thatsächlich liegt die Bedeutung der
exponirenden Fabrik in der von uns schon anderwärts*)
*) S. „Gewerbe und gewerbl. Fachschulen im nördl. Böhmen“,
S. 15. — Die dort gelieferten ziffermässigen Ausweise werden durch
die folgenden, dem gegenwärtigen Stande des Etablissements entspre
chenden Zahlen wesentlich verbessert,