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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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In der Sylvesternacht stellt sich im Ungarisch-Broder Bezirke das „wilde Weib" 
ein. Man stellt für sie auf den Tisch ein Stück Brot, Salz, ein Messer und ein Glas 
Wasser. Es ist dies offenbar ein Überrest des altheidnischen Morana-Cultus. 
Am Dreikönigstag wird in der Kirche Wasser, Kreide und Weihrauch geweiht. 
Mit dem geweihten Wasser begibt man sich zuerst in den Garten und besprengt damit die 
Obstbäume, um dadurch ihre Fruchtbarkeit zu erhöhen und sie vor Ungeziefer zu schützen. 
Daun nimmt die Hausfrau drei Weizenähren, besprengt alle Räumlichkeiten des Hauses 
und räuchert sie aus, während der Hauswirth mit der geweihten Kreide auf alle Thüren 
das K f M f B schreibt. Das Weihwasser wird dann zum Gebrauch fürs ganze Jahr 
wohl verwahrt. Mit diesem Wasser besprengen die Eltern ihre Kinder, wenn sie eine Reise 
antreten oder heiraten; die Bienenzüchter besprengen damit die Bienenstöcke, wenn sie im 
Frühjahr den Honig ausnehmen oder den Schwarm ansetzen. Ein wenig davon gießt man 
in den Hausbrunnen und gibt drei Löffel davon mit geweihtem Salze der Kuh, wenn 
sie kälbert. Nachmittags wird „Das Drama von Betlehem" mit Recitativ und Arien 
theatralisch aufgeführt. Nach Art der mittelalterlichen Passionsspiele ist der ernsten 
Handlung eine ziemliche Dosis komischen Elementes beigemischt, welches durch die 
Figur des Juden und durch die Teufelsgestalten repräsentirt wird. Dergleichen Dramen 
von größerem oder geringerem Umfange gibt es eine bedeutende Anzahl. Die Scene wird 
durch eine höchst primitive spanische Wand dargestellt. Zu Beginn des Stückes sitzt Maria 
vor der Wand und wiegt das Jesuskind. Ihr zur Seite steht der heilige Josef, seitwärts 
ein Engel, in der Hand eine Stange, an deren Ende ein Stern von Goldpapier erglänzt. 
Im Vordergründe liegen die Hirten ans der Erde in tiefen Schlaf versunken, den sie 
durch wackeres Schnarchen versinnbildlichen. Die übrigen handelnden Personen befinden 
sich unterdessen hinter der Wand. Alle sind ihrem Stande gemäß gekleidet; die beiden 
Teufel haben umgekehrte Pelze an und tragen in der Hand Ketten, mit denen sie 
beim jedesmaligen Auftreten rasseln. Die Hirten werden durch den Gesang des Engels, 
welcher die Geburt des Heilands verkündigt, aus dem Schlafe geweckt und machen sich 
ans dessen Geheiß mit Geschenken auf den Weg nach Betlehem. Unterwegs begegnet ihnen 
ein Teufel und sucht sie zur Umkehr zu bewegen; es sei nicht wahr, was ihnen der 
Engel verkündete. Da erscheint der Engel und treibt den Teufel zur Hölle. In Betlehem 
angekommen begrüßen die Hirten den neugeborenen Heiland mit einem fröhlichen Koleda- 
liede und bringen ihm ihre Geschenke dar. Die Hirten treten ab, es erscheinen die 
heiligen drei Könige auf der Scene, welche den neugeborenen Heiland, den ihnen ein 
wunderbarer Stern verkündet hatte, nicht ausfindig machen können und daher den 
Entschluß fassen, den König Herodes aufznsuchen, um von ihm die gewünschte Auskunft 
zu erhalten. Ein Trabant des Königs überbringt ihren Wunsch seinem Herrn, der sie zu
	        
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