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Sie bedient sieb bezüglich der Ingussfonnen eines eisernen 2 Zoll hoben Bahmens,
in dessen Mitte auf eine Steinplatte das abzuklatschende Modell gelegt wird, Die Arbei
terin siebt plastischen, eigens präparirten Sand darauf, knetet, stampft und walzt ihn mit
einer eisernen Kugel so lauge, bis der Sand als festes, gleichförmiges Ganzes den Bahmen
erfüllt. Ebenso wird der Deckel geformt, nur wird dabei kein Modell eingelegt.
Diese Arbeit erfordert kräftige Personen, weil eine 80 bis 100 Pfund schwere Kugel
zu handhaben ist und die fertigen Formen, die ein Gewicht von 70 Pfund haben, abge
hoben werden müssen.
Diese Arbeit bedarf keiner besonderen Vorbildung, sondern erheischt nur Aufmerk
samkeit und eine Fertigkeit, die bei gutem Willen in einigen Wochen erlangt werden
kann. Zu dieser Arbeitsverrichtung werden nur erwachsene Mädchen verwendet.
Der Wochen verdienst ist 4 bis 5 fl.
2. Das Beizen.
Die Metallbleche oxydiren durch öfteres Glühen und erhalten dadurch sowie durch
das Oel, womit sie bei jedesmaligem Walzen bestrichen werden, eine schwarze Oberfläche.
Um diese zu beseitigen, werden die Bleche, nachdem sie fertig gewalzt uud durch das
Glühen weich gemacht wurden, in verdünnte Schwefelsäure gelegt, welche die Oberfläche
auflöst. Die Bleche kommen, nachdem sie '/» Stunde in der verdünnten Schwefelsäure
gelegen, in fliessendes Wasser und werden gescheuert (mit feiner Asche und Bürsten
blank gemacht).
Diese Arbeit erfordert keine Vorkenntnisse. Es werden nur erwachsene Mädchen
oder Frauen verwendet, deren Wochenlohn 4 bis 5 fl. beträgt.
3. Das Drahtziehen.
Als Vorarbeit und zur Vorbereitung des Ziehens ganz dünner, für Gewebe bestimmter
Messing- und Kupferdrähte ist das Auf- und Abhaspeln der Drähte, die nach f
einem jedesmaligen Durchgang durch das Zieheisen geglüht werden, von Mädchen zu be
sorgen. Die Arbeit, von 13- bis lüj übrigen Mädchen verrichtet, damit der Faden nicht
abreisst und keine Verrüttungeu entstehen.
Der Wochenlohn beträgt 3 bis 4 fl.
Die beschäftigten Mädchen sind aus der nächsten Umgebung der betreffenden Fabrik,
entweder Häuslerstöchter, grösstentheils aber Töchter von Arbeitern. Die tägliche Arbeits
zeit beträgt* 11 Stunden.
Die jüngeren Arbeiterinnen wohnen fast alle bei ihren Eltern, die älteren, schon
selbstständigen Arbeiterinnen gemessen freie Unterkunft in den Personalhäusern der Fabrik.
Die Gesundheitsverhältnisse sind, da die Arbeit in hellen, luftigen Bäumen vorgenommen
wird und an und für sich der Gesundheit nicht nachtheilig ist, in der guten frischen
Luft des Gebirges, wo die meisten Fabriken liegen, ganz ausgezeichnet.
Die Zahl der Arbeiterinnen dieser Branche beträgt in Nieder-Oesterreich 30 bis 40.
Die Verwendung von Arbeiterinnen bei der Fabrikation von Metallblechen und Drähten
wird wohl nie eine bedeutende sein, da die kräftigeren Männer den Frauen überhaupt vor
gezogen werden und erstere als Arbeiter dauernd der Fabrik erhalten werden können, letztere
aber in Folge ihrer wechselnden Lebensstellungen häufig die Arbeit verlassen. Während
die Fabrik iu Oed eine grössere Anzahl Arbeiter besitzt, die 30 bis 50 Jahre daselbst ar
beiten, hat sie keine einzige Arbeiterin, die über 10 Jahre arbeitet.