108
tl) Andere Arbeiten.
Seit dem grossen Strike der SchriftgiessergeMlfen im Jahre 1870 hat man in den
Schriftgiessereien auch für andere Arbeiten Mädchen zu verwenden angefangen und es sind
dabei gute Erfolge erzielt worden. So werden z. B. zum Giessen an der Maschine
Mädchen benützt.
Das Giessen geschieht mit Maschinen, welche automatisch arbeiten, mit einer Hand
gedreht werden und zum Gusse selbst keinerlei Nachhilfe bedürfen. Die Schwierigkeit
dieser Arbeit liegt in dem „Zurichten“, d. i. im Stellen einzelner Maschinenteile je nach
der verschiedenen Breite der einzelnen Schriftzeichen. Es wird aber auch das Zurichten
von halbwegs intelligenten Mädchen in 4 bis 6 Wochen erlernt, und dieselben sind dann
befähigt, selbstständig zu giessen.
Eben so wenig als die anderen ist diese Arbeit körperlich anstrengend, und dabei gut
lohnend, indem der Verdienst in den ersten Wochen 5 bis 6 fl. beträgt, später aber leicht
die Höhe von 8 bis 10 11. per Woche erreicht. Wegen der sich entwickelnden Bleidämpfe
und der höheren Temperatur des Arbeitsraumes ist übrigens eine gesunde Lunge und im
Allgemeinen eine kräftige Nahrung, sowie strenge Reinhaltung des Körpers erforderlich.
In Wien mögen im Ganzen 200 bis 800 Mädchen in den verschiedenen Giessereien
beschäftigt werden, wovon auf das Schleifen 40, Aufsetzen 30, Abbrechen 20, Giessen
10 Percent entfallen.
Die Mehrzahl der Arbeiterinnen, einmal an die Schriftgiesserei gewöhnt, bleibt dieser
Branche treu und rückt je nach Neigung von den leichteren zu den schwereren und des
halb lohnenderen Arbeiten vor, was um so leichter möglich wird, als der Geschäftsgang
das ganze Jahr hindurch ziemlich gleichmässig ist und keiner sogenannten todten Saison
unterliegt.