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Die Entlohnung geschieht per Stück Kette; sie beträgt wöchentlich 5 bis 7 fl., im
Durchschnitte 5 fl.
h. Das Weben.
Diese Arbeit beginnt mit dem Einziehen der Fäden in das Geschirr (Werk und
Kamm); sie ist eine der schwierigsten Manipulationen, weil das Einschieben der Holz
späne zwischen die Garnfäden eine grössere Uebung und das Zuschlägen der Lade mit
der linken Hand Kraft erfordert.
Hiezu werden Frauenspersonen im Alter von 18 bis 80 Jahren verwendet. Die Arbeit
wird stehend verrichtet; sie strengt Brust und Füsse sehr an, wesshalb nur gesunde, brust
starke Personen dazu verwendet werden können. Um Befriedigendes zu leisten, bedarf
die Arbeiterin mindestens einer 5- bis Gwochentlichen Uebung.
Die Entlohnung erfolgt nach Stück; der wöchentliche Verdienst beträgt 5 bis 7 fl.,
durchschnittlich G fl.
4. Das Zusehiieideii des Holzstoffes.
Nachdem in dieser stufenweisen Ordnung ein Stück Holzstoff fertig gewebt worden
ist, wird dasselbe vom Webestuhl herabgenommen, mit einer grossen Scheere nach den
verschiedenen Dimensionen der Rouleaux zugeschnitten und stückweise zusammengerollt.
Zu dieser im Stehen verrichteten Arbeit, die in acht Tagen erlernt ist, werden
Mädchen im Alter von IG Jahren an verwendet.
Wochenlohn 3 bis 5 fl., im Durchschnitte 4 fl.
5. Das Montiren.
Vorerst werden die Enden der Fäden von dem zugeschnittenen Holzrouleau abge
bunden und durch die Löcher der unteren Holzstängelchen gezogen, mit einem Holzstifte
befestigt und gleichmässig abgeraspelt; der obere Theil des Rouleau wird an eine Holz
leiste mit Porzellannägeln befestigt, und zuletzt werden die Zugschnüre durch die Por
zellanringe, welche an der oberen Leiste angebracht sind, eingezogen. Eine weit bessere
Zug Vorrichtung besteht jedoch in einer kleinen Maschine, die in der Mitte der oberen
Leiste befestigt wird; mittelst dieser Vorrichtung kann das Rouleau in jeder beliebigen
Höhe feststehend gemacht werden, und auch das lästige Anbinden der Zugschnüre an der
Seite wird überflüssig.
Die nur sehr wenig anstrengende Arbeit des Montirens wird sitzend verrichtet, es
lassen sich dazu auch Arbeiterinnen von schwächlicherer Constitution verwenden. Das ge
wöhnliche Alter ist 14 bis 24 Jahre.
Die Entlohnung erfolgt entweder per Stück oder per Woche; der wöchentliche Verdienst
beträgt 3 fl. bis 4 fl. 50 kr., durchschnittlich 4 fl.
Im Allgemeinen werden bei der Erzeugung der Holzrouleaux zu den hier beschrie
benen Arbeiten weibliche Kräfte verwendet, nur Lei dem Weben beschäftigt man theil-
weise auch Männer.
Die Arbeit währt ununterbrochen das ganze Jahr hindurch, Entlassungen wegen
Mangels an Beschäftigung treten nur äusserst selten ein. Die Arbeit dauert an jedem
Werktage 11 Stunden, und zwar von 7 Uhr Früh bis 7 Uhr Abends mit einer Stunde
Mittagsruhe. Als Begünstigung gestattet man übrigens auch zur Besorgung der Jause eine
Viertelstunde Zeit. Die Arbeiten werden nur in den Fabrikslocalitäten verrichtet, auswärts
sind Arbeitskräfte nicht beschäftigt.
Gegenwärtig sind bei dieser Industrie in Wien ungefähr 150 Arbeiterinnen ver
wendet.