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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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Die Verrichtung bedingt blos eine Kenutniss der verschiedenen Glassorten und wird 
deshalb fast ausschliesslich Personen des-weiblichen Geschlechtes zugewiesen. 
2. Das Pulverisiren der Rohmaterialien. 
Die meisten zur Glasfabrikation verwendeten Rohmaterialien, welche im Handel nur 
in Klumpen oder Stücken Vorkommen, müssen auf mechanischem Wege verkleinert, d. i. 
zerrieben oder zerstampft werden. Diejenigen, welche vermöge ihres geringen Härte 
grades keinen besonderen Kraftaufwand zu ihrer Zertheilung verlangen, wie Thon, Kalk 
und Holzkohle, werden, wo nicht Pochwerke dazu eingerichtet sind, mittelst hölzerner 
Stössel verkleinert, beziehungsweise pulverisirt, eine Arbeit, die in der Regel dem weib 
lichen Geschlechts zufällt. 
3. Das Waschen und Reinigen der Gläser. 
Auf das Schleifen und Schneiden der Gläser folgt das Waschen und Reinigen der 
selben, d. h. es müssen die geschliffenen oder gravirten Gläser von den ihnen noch an 
haftenden feinen Sandbestandtheilen und sonstigen Unreinigkeiten befreit werden. Hiezu 
sind Arbeiterinnen bestimmt, welche die fertigen Gläser zu waschen, abzuspülen, mit Tüchern 
zu trocknen und zu säubern und hierauf in das Verpackungsmagazin abzuführen haben. 
Dasselbe gilt bezüglich der sogenannten „angerauchten Glaswaaren,“ namentlich in 
solchen Fabriken, wo Steinkohlenfeuerung eingeführt ist. 
4. Das Poliren der Vergoldung, das Douciren und Belegen. 
Das Malen und Vergolden der Hohlgläser und auch der Tafeln — in Deutsch- 
böhmen häufig als Hausarbeit, sonst in eigentlichen Werkstätten betrieben — wird bis 
jetzt vorwiegend von männlichen Arbeitern besorgt; doch könnten hierbei Mädchen 
weit mehr als seither Verwendung finden. Meistens besteht noch der Brauch, 
dass der Maler das Einbrennen seiner Arbeit selbst besorgt; diese Doppelarbeit dürfte wohl 
zu anstrengend für Mädchen sein und daher auch ihre geringe Verwendung bei dem 
Malen kommen, obwohl es bei der Mehrzahl der Artikel angeht, dass das Einbrennen der 
Farben durch dritte Personen besorgt wird. 
Jetzt ist meist nur das Poliren der Vergoldung den Frauensper 
sonen zugewiesen. Dies besteht darin, dass von dem aufgelösten, mit einem Fluss 
mittel versetzten Golde, welches auf dem Glase mittelst Pinsels aufgetragen und dann 
wie die Farbe beim bemalten Glase in eigenen Brennöfen aufgeschmolzen („eingebrannt“) 
ist, der bei diesem Processe entstehende matte Ueberzug mittelst des Polirgriffels 
weggerieben wird. Das Gold erscheint in Folge dessen wieder rein und glänzend. 
Unsere böhmischen Spiegelfabriken — andere bestehen in Oesterreich nicht — er 
zeugen vorwiegend kleinere Spiegel und verwenden bei dem weiteren Raffiniren 
Mädchen und Frauen zum Douciren der Tafeln und zum Belegen de r 
Spiegel. 
Ist die Platte rauh und matt geschliffen, so wird sie zunächst fein mattirt („doucirt“), 
dann polirt; diese Zwischenarbeit wird theilweise von Mädchen besorgt. 
Ebenso das Belegen der nicht zu grossen Spiegel mit Zinn und Quecksilber. Auf 
dem Belegtische, einem in einen ringsum mit einer Rinne versehenen Holzrahmen gefassten, 
vollkommen ebenen Steine — meist Kehlheimerplatten — wird eine entsprechend grosse 
Staniolplatte (dünnes Zinnblech) aufgelegt, flach gestrichen, mit Quecksilber etwas angeriehen, 
dann reichlichst damit übergossen und die blank gescheuerte Spiegelplatte darüber geschoben. 
Nun beschwert man diese mit Bleistücken, wodurch der Ueberschuss von Quecksilber 
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