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Die Verrichtung bedingt blos eine Kenutniss der verschiedenen Glassorten und wird
deshalb fast ausschliesslich Personen des-weiblichen Geschlechtes zugewiesen.
2. Das Pulverisiren der Rohmaterialien.
Die meisten zur Glasfabrikation verwendeten Rohmaterialien, welche im Handel nur
in Klumpen oder Stücken Vorkommen, müssen auf mechanischem Wege verkleinert, d. i.
zerrieben oder zerstampft werden. Diejenigen, welche vermöge ihres geringen Härte
grades keinen besonderen Kraftaufwand zu ihrer Zertheilung verlangen, wie Thon, Kalk
und Holzkohle, werden, wo nicht Pochwerke dazu eingerichtet sind, mittelst hölzerner
Stössel verkleinert, beziehungsweise pulverisirt, eine Arbeit, die in der Regel dem weib
lichen Geschlechts zufällt.
3. Das Waschen und Reinigen der Gläser.
Auf das Schleifen und Schneiden der Gläser folgt das Waschen und Reinigen der
selben, d. h. es müssen die geschliffenen oder gravirten Gläser von den ihnen noch an
haftenden feinen Sandbestandtheilen und sonstigen Unreinigkeiten befreit werden. Hiezu
sind Arbeiterinnen bestimmt, welche die fertigen Gläser zu waschen, abzuspülen, mit Tüchern
zu trocknen und zu säubern und hierauf in das Verpackungsmagazin abzuführen haben.
Dasselbe gilt bezüglich der sogenannten „angerauchten Glaswaaren,“ namentlich in
solchen Fabriken, wo Steinkohlenfeuerung eingeführt ist.
4. Das Poliren der Vergoldung, das Douciren und Belegen.
Das Malen und Vergolden der Hohlgläser und auch der Tafeln — in Deutsch-
böhmen häufig als Hausarbeit, sonst in eigentlichen Werkstätten betrieben — wird bis
jetzt vorwiegend von männlichen Arbeitern besorgt; doch könnten hierbei Mädchen
weit mehr als seither Verwendung finden. Meistens besteht noch der Brauch,
dass der Maler das Einbrennen seiner Arbeit selbst besorgt; diese Doppelarbeit dürfte wohl
zu anstrengend für Mädchen sein und daher auch ihre geringe Verwendung bei dem
Malen kommen, obwohl es bei der Mehrzahl der Artikel angeht, dass das Einbrennen der
Farben durch dritte Personen besorgt wird.
Jetzt ist meist nur das Poliren der Vergoldung den Frauensper
sonen zugewiesen. Dies besteht darin, dass von dem aufgelösten, mit einem Fluss
mittel versetzten Golde, welches auf dem Glase mittelst Pinsels aufgetragen und dann
wie die Farbe beim bemalten Glase in eigenen Brennöfen aufgeschmolzen („eingebrannt“)
ist, der bei diesem Processe entstehende matte Ueberzug mittelst des Polirgriffels
weggerieben wird. Das Gold erscheint in Folge dessen wieder rein und glänzend.
Unsere böhmischen Spiegelfabriken — andere bestehen in Oesterreich nicht — er
zeugen vorwiegend kleinere Spiegel und verwenden bei dem weiteren Raffiniren
Mädchen und Frauen zum Douciren der Tafeln und zum Belegen de r
Spiegel.
Ist die Platte rauh und matt geschliffen, so wird sie zunächst fein mattirt („doucirt“),
dann polirt; diese Zwischenarbeit wird theilweise von Mädchen besorgt.
Ebenso das Belegen der nicht zu grossen Spiegel mit Zinn und Quecksilber. Auf
dem Belegtische, einem in einen ringsum mit einer Rinne versehenen Holzrahmen gefassten,
vollkommen ebenen Steine — meist Kehlheimerplatten — wird eine entsprechend grosse
Staniolplatte (dünnes Zinnblech) aufgelegt, flach gestrichen, mit Quecksilber etwas angeriehen,
dann reichlichst damit übergossen und die blank gescheuerte Spiegelplatte darüber geschoben.
Nun beschwert man diese mit Bleistücken, wodurch der Ueberschuss von Quecksilber
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