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PLASTIK UND MALEREI.
V. Die Schweiz, Belgien, Holland, Skandinavien, Russland, Spanien, Italien und England.
Deutlehland, Oefterreich mit einbegriffen, und Frankreich find die
beiden grofsen Mächte, die fich in der modernen Kunff gegenüberftehen. Gegen
ihre Leiftungen treten diejenigen aus den übrigen Staaten und Nationen erheb
lich zurück. Die Künftler der Schweiz neigen fich, den Nationalitäten der
Alpen-Rcpublik entfprechend, in ihrer Richtung und Ausbildung nach drei ver-
fchiedenen Seiten hin. Anton B arzaghi-Catta neo aus Teffin, jetzt in Mai
land, zeigte fich in zwei Studienköpfen und einem hübfehen Genrebild als Italiener,
der Waadtländer C. Gleyre in Paris auch diesmal als Franzofe, durch feine
flötende nackte Mädchengeffalt, die, zart und fauber, dennoch von feiner eigent
lichen Bedeutung kaum einen rechten Begriff gewähren konnte. Auch A.P ott er in
Genf ift von der neueren franzöfifchen Landfchaftsmalerei beeinflufst. Die meiden
übrigen Maler, felbft diejenigen aus der franzöfifchen Schweiz, find dagegen
deutfeh in Können und Empfinden. Wir brauchen kaum mehr bei Einzelnen
liehen zu bleiben, indem wir Vautier, unftreitig einen der gröfsten lebenden
Meiller, bereits vorweggenommen haben. »Die Kappeier Milchfuppe« von
Albert Anker ift ein ganz hübfehes hiftorifches Genrebild. E. Stückelberg
in Bafel bewährte fich als einen finnigen, zarten, anfpruchslofen Portraitmaler und
entfaltete in mehreren kleinen Stimmungsbildern, befonders in der Wahrfagerm,
bei edler Durchbildung des Ausdrucks und bei gedämpftem Tone einen wahr
haft poetifchen Reiz. Die Schweizer Landfchaftsmalerei, namentlich wenn fie
ihre Motive aus den Alpen holt, will nicht viel bedeuten. Rudolph Koller
in Zürich ift ein ausgezeichneter Viehmaler, wahr und plaftifch in der Darftellung
der einzelnen Thiere, nur in der Haltung des Ganzen, in der harmonifchen Aus
bildung der landfchaftlichen Umgebung minder glücklich, was gerade bei den
in Wien ausgeftellten gröfseren Bildern auffiel.