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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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sind. Dazu kommt noch, dass die Leute keine Mittel haben, sich der ärztlichen Behand 
lung zu unterziehen, da die Auslagen hiefür zu gross sind. Es gibt Ortschaften, von denen 
der Arzt eine bis zwei Stunden weit entfernt ist, wie z. B. Maxdorf, Antomwald, Josefs 
thal welche zusammen eine Kirchengemeinde von 2300 Seelen bilden, und doch bisher noc 
nicht dahin gekommen sind, einen Arzt anzustellen. Der nächste Arzt ist eine Stunde ent 
fernt, und bei seinem weitausgedehnten Wirkungskreise ist es ihm, wenn er gerufen wir , 
oft erst den 2. oder 3. Tag möglich zu kommen. Eine Abhilfe ist in dieser Beziehung 
dringend geboten; möge man nur bedenken, dass aus den genannten drei Gemeinden die 
erst seit sieben Jahren ihren eigenen Friedhof haben, schon fast 900 Leichen daselbst be 
graben liegen. , . » , , . „ 
Ausser den oben geschilderten, mit Wasser betriebenen Schleife 
reien gibt es auch sehr viele Trempelzeuge. Es sind dies Schleifzeuge, welche 
iniedem Zimmer angebracht werden können; sie sind auf die Art wie Drehbänke gebaut, 
mit Fusstritt und einem Schwungrad. Die Steine sind horizontal angebracht werden 
durch ein darüber hängendes Wassergefäss benetzt und dienen zum Schleifen kleiner 
Gegenstände, wie Knöpfe, Perlen, Scheihel u. s. w. , , , 
Diese Arbeit ist leichter, wird zumeist von Frauen besorgt, beschäftigt aber auc 
ganze Dörfer. Manches Haus zählt 4 bis 5 Trempelzeuge. Der Wochenlohn betragt 1 bis 
2 Gulden. Der Gesundheit minder abträglich, wie die Arbeit ist, erreichen die dabei e- 
schäftigten Arbeiterinnen ein Alter von 50 bis 60 Jahren. 
b) Perlblaserei. 
Mit der Erzeugung geblasener (gewickelter) Glasperlen, welche hauptsächlich 
vonFrauenspersonenbetriebenwird, nähren sich gleichfalls zahlreiche Familien 
des genannten Gehirgslandes . , , . , 
Der zum Perlenblasen benützte Apparat ist sehr einfacher Art. 
Er besteht aus einem viereckigen Tische, unter dessen Platte ein hohles Kreuz angebracht 
ist In der Mitte des Tischgestelles befindet sich ein Blasbalg, je nach der Grosse des 
Tisches 1-1'A Elle lang und mittelst eines Fusstrittes zu ziehen. Es strömt die Luft 
durch das hohle Kreuz auf allen vier Seiten des Tisches durch Löcher, in welchen sich 
ein sogenannter „Anstecklich“ aus Holz oder Messing, in eine Glasspitze auslaufend, be 
findet Vor diesem feinen Rohre steht eine Lampe von Blech, gewöhnlich mit Petioleum, 
auch Talg gefüllt und starkem Dochte, an der durch die Luftströmung entstehenden 
Spitzflamme wird das Glas weissglühend oder schmelzend gemacht, wie man es zur Arbeit 
Diese Arbeit wird sitzend verrichtet. Zu Perlen werden hohle Stängel verwendet, 
weisse und farbige, durchsichtige, wie auch undurchsichtige, gewöhnlich aus Composi- 
tion, welche auch darin von den gewöhnlichen Glasstängeln abweichen, dass sie leicht 
flüssiger sind, so dass heim Aufblasen die Brust weniger als hei der gleichen Arbeit 
mit dem anderen Glase angestrengt wird. , , 
Arbeiterinnen, welche Spiegelperlen (innen verspiegelte Perlen) machen, haben 
vor ihrer Flamme noch einen gewöhnlichen Blechlöffel, in welchem Blei und Zinn 
geschmolzen werden, welche Masse sie in die aufgeblasenen Perlen einziehen, wodurch diese 
augenblicklich verspiegelt sind. Der Ueberfluss dieser Massa wird sogleich wieder heraus 
geblasen. Mit dieser Arbeit befassen sich grösstentheils die Ortschaften Antomwald, Maxdoif, 
Marienberg und Pfichowitz.
	        
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