120
Ferner werden Perlen metallisirt. Dieselben werden aus durchsichtigem
Glase oder Composition geblasen, und zwar an einem Röhrchen je nach der Grösse
10 20 Stück, dann mit aufgelöstem salpetersaurem Silber angesogen und so lange liegen
gelassen, bis sich das Silber angelegt hat und die Perlen verspiegelt erscheinen. Ist das
geschehen, so wird das überflüssige Wasser herausgelassen und jede Perle durch ein
sogenanntes Feilmesser aus Stahl einzeln abgefeilt.
Ausser diesen Objecten werden auch Birnchen und sonstige verschiedene Gegenstände
geblasen, und zwar aus freier Hand, oder auch in Formen. Die Formen werden
auf Zangen gebunden, an dem Arbeitstische befestigt und durch eine Schnur derart mit
einem Tritt in Verbindung gebracht, dass das Oeffnen und Schliessen der Formzange
leicht und rasch bewerkstelligt werden kann. Diess ist wesentlich, weil die Glasmassa
schnell erstarrt und sich dann in der Form nicht mehr aufblasen lässt. Diese Arbeiten
werden wieder meistens in Maxdorf, Josefsthal, Karlsberg und Grafendorf, sowie auch in
Antoniwald gemacht.
Manche dieser Artikel, z. B. Früchte oder auch Schmuckperlen u. dgl. m., werden
auch mit kalten Farben oder mit Wachsfarben innen bemalt, was gleichfalls
Mädchen herstellen.
Zur Erlernung der geschilderten Arbeiten sind etwa 1—2 Jahre erforderlich. Eine
grosse Schwierigkeit liegt darin, dass die Artikel zu verschiedenartig und immer neue
Techniken erforderlich sind, um Neues und Modernes hervorzubringen. Besondere Schul
bildung und Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, wohl aber sehr viel Uebung.
Die Perlblaserei an sich ist der Gesundheit nicht nachtheilig und nicht schwer.
Es werden zu ihr schon Kinder verwendet und finden sich unter den Arbeiterinnen welche
mit 70 ja sogar mit 80 Jahren.
Die Perlblaser gehören durchgehends der einheimischen Bevölkerung der dortigen
Gegenden an. Ihre Art und Weise des Wohnens ist dürftig wie die der Schleifer; es wohnen
häufig 2 bis 3 Familien in einem Zimmer, in welchem öfter 2—3 Blasetische, mit je
4 Arbeiterinnen, zusammen also 12 Personen in Thätigkeit sind. Es entwickelt sich da
eine Ausdünstung, die in Verbindung mit dem Petroleumgeruch in sanitärer Beziehung sehr
ungünstig wirken muss.
Der Verdienst der Arbeiterinnen ist zum Theile höchst precär. Es gibt Arbeiten,
für welche man 7 bis 8 fl. per Woche zahlt; es gibt aber auch solche, bei denen nur
1 fl. bis 1 fl. 50 kr. verdient wird.
Nebst den hohlen Perlen werden auch massive Gegenstände über der Lampe
gemacht, wie z. B. Knöpfe, Ohrringe, Nadeln etc. und zwar gewöhnlich für einen Lohn
von 1 fl. 50 kr. bis 2 fl. per Woche nebst Kost.
Die Zahl der Mädchen und Frauen, welche in den Bezirken Gablonz und
Tannwald im Glasgeschäfte arbeiten, dürfte gegen 4000 Individuen betragen. Hievon ent
fallen auf die Schleiferei in Schleifwerken 15, Trempelzeugschleiferei 5, Lampenarbeit
(Perlblasen etc.) 60, Anreihen der Perlen an Schnüren 5, alle übrigen Arbeiten (Auf
heften von Knöpfen an Cartons, Einmalen von Perlen, Emballiren etc.) 15 Percent.