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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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Metallknopf- und Galanteriewaaren-Fabrikation. 
Die hier einschlägigen, durch Frauen besorgten Arbeitsprozesse dieses Industrie 
zweiges sind: 
1. Das Durchziehen oder Calotiren. 
Die aus Blech ausgeschnittenen runden Platten werden mittelst einer Handpresse 
durch eine Vorrichtung gezogen, in Folge deren Einwirkung sie eine schüsselförmige Ge 
stalt erhalten. 
Diese Arbeiten verrichten Mädchen und Frauen im Alter von 15 Jahren aufwärts, 
mit einem wöchentlichen Verdienste von 4 bis 5 fl. 
Die in obiger Weise gewonnenen Schalen kommen behufs Vergoldung in das 
chemische Laboratorium, in welchem nur Männer beschäftigt sind, und von da zum 
Poliren. 
2. Das Poliren. 
Dieses wird auf einer kleinen, durch Dampfkraft betriebenen Drehbank und unter 
Anwendung des sogenannten Blutsteines bewirkt. 
Die zu polirende Schale wird auf eine am vorderen Ende der Drehbank befindliche 
Messingform gesteckt und durch Andrücken des in ein Heft gefassten Blutsteines polirt. 
Die polirten Schalen kommen hierauf zum Pressen. 
Der wöchentliche Verdienst der dabei beschäftigten Mädchen und Frauen, welche im 
Alter von 18 Jahren aufwärts sind, beträgt 5 bis 6 fl. 
3. Das Lochen. 
Das im Innern der gepressten Schale befindliche, nunmehr überflüssige Metall wird 
mit einer Handpresse und einer darin angebrachten Sch neide Vorrichtung ausgelocht. 
Diese Arbeit verrichten nur Mädchen im Alter von 15 Jahren aufwärts und es be 
trägt deren wöchentlicher Verdienst 4 bis 5 fl. 
4. Das Emailliren auf kaltem Wege. 
Dieses geschieht mittelst feiner Weingeistlacke. Die zum Emailliren bestimmten 
Stellen der Bänder für Brochen und Knöpfe werden vermittelst feiner Dachshaarpinseln 
mit den farbigen Lacken überzogen und bei massiger Wärme getrocknet. 
Das Emailliren besorgen Mädchen im Alter von 15 Jahren aufwärts mit einem 
wöchentlichen Verdienste von 3 bis 4 fl. 
5. Das Ausschneiden der Charniere. 
Die zur Montirung von Broches-Nadeln ordinärer Gattung gewöhnlich angewendeten 
Charniere werden auf einer Handpresse mit einer eigens construirten Schneide- und Loch 
vorrichtung ausgeschnitten und zugleich gelocht. 
Mädchen von 16 Jahren aufwärts, denen diese Arbeit obliegt, verdienen wöchentlich 
4 bis 5 fl. 
6. Das Eindrehen (Umkrämpen). 
Dieses geschieht auf einer durch Dampfkraft betriebenen kleinen Drehbank. Das Zusam 
menlegen der zur fertigen Waare gehörigen einzelnen Bestandtheile, als: Band, Porträt, 
Ausfüllung, Deckel etc., wird von kleinen Hilfsarbeiterinnen in entsprechender Weise 
besorgt. 
Die Arbeiterin, welcher das eigentliche Eindrehen obliegt, bringt diese zusammen 
gelegten einzelnen Bestandtheile mit der linken Hand in eine am vorderen Ende der 
Drehbank befindliche Form aus Messing. Während eine durch Hebel regulirbare Feder 
die einzelnen Theile zusammenhält, wird mit der rechten Hand vermittelst eines beson-
	        
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