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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

Gruppe XI. 
Papier - Industrie. 
Papierfab rikation. 
In den Papierfabriken werden Mädchen und Frauen, meistens der Umgegend der Fabrik 
entnommen, zu verschiedenen Verrichtungen verwendet. Es ist bezüglich dieser Arbeiten 
keine besondere Vorbildung erforderlich, sowohl ältere als jüngere Personen können sich 
mit wenig Aufmerksamkeit in kürzester Zeit die Eignung erwerben. 
Die Arbeiten der Frauenspersonen sind folgende: 
1. Das Sortiren und Schneiden der Hadern. 
Das Sortiren der Hadern erfolgt nach dem Grade der Feinheit und der Ab 
nützung. Das Schneiden der Hadern wird theils als Handarbeit besorgt, indem die 
Arbeiterin die Hadern zwischen beiden Händen ausspannt und gegen ein sichelförmiges 
Messer streift; theils bedient man sich zum Zerkleinern der Hadern eigener Apparate, der 
Hadernschneider, die von Wasser oder Dampf bewegt werden. 
Für die Arbeiten des Sortirens und Schneidens der Hadern werden in den gegen die 
ungarische Grenze gelegenen Papierfabriken Nieder-Oesterreichs Mädchen aus den benach 
barten ungarischen Ortschaften, deren Bewohner zumeist slavischer Nationalität sind, ver 
wendet. Diese Mädchen kommen gewöhnlich Montags Früh aus ihren Heimatsorten, mit 
Mundvorrath für die ganze Woche versehen, in die Fabrik, werden dort in den Schlaf 
sälen der Arbeitsgebäude untergebracht, kochen sich ihr Mittagmahl, wozu sie Herdstellen 
und Brennmateriale angewiesen erhalten, und arbeiten täglich 9 Stunden bis zum Samstag 
Abends. Sie verdienen wöchentlich 3 bis 5 fl., welchen Lohn sie meist vollständig am Ende 
der Woche als Ersparniss in ihre Heimat mitnehmen. 
2. Das Hadernkochen. 
Die Verrichtung der Arbeiterinnen besteht einfach im Anfüllen der Kochkessel mit 
den Hadern und im Ausleeren derselben nach erfolgter Kochung. 
Auch von den Arbeiterinnen dieser Kategorie gilt das unter 1 Gesagte. Ihr Lohn 
ist ziemlich gleich jenem der Sortirerinnen, nämlich 4 bis 5 fl. per Woche. 
3. Das Zählen, Satiniren und Eniballiren der Papiere. 
Hiebei handelt es sich um die letzte Bearbeitung des Papiers, durch welche man 
demselben ein gefälliges Ansehen (Appretur) gibt. Es wird zunächst jeder Bogen nach 
gesehen, wobei man die untauglichen (Ausschuss) aussortirt. Hierauf wird das Papier zwischen 
Zinkplatten bogenweise gelegt und lässt man es durch eine Satinirmaschine mehrmals hin- 
und hergehen, wodurch es einen besonderen Glanz erhält. In einigen Fabriken wendet man an 
Stelle der Satinirmaschinen sogenannte Kalander an; hiebei läuft das Papier, anstatt erst 
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