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Das Alter der Arbeiterinnen, die von gesunder Constitution sein müssen, varurt
zwischen 16—40 Jahren. .
In den Wiener Buchdruckereien dürften im Ganzen über 1000 weibliche Personen
beschäftigt sein.
Schliesslich sei noch darauf hingewiesen, dass junge Mädchen oder Frauen, welcüe
mit entsprechenden Schulkenntnissen ausgerüstet sind, auch zur Herstellung des
Schriftsatzes verwendet werden können, in welcher Beziehung die in der Buch
druckerei der k. k. Statthalterei in Prag mit günstigem Erfolge angestellten Versuche be
reits den Beweis geliefert haben. Frauenspersonen, die sich diesem Fache widmen, wurden
in die Lage kommen, schon nach zwei- bis dreimonatlicher Praxis 6 fl., und nach einjä ri
ger guter Verwendung 12 fl. und darüber per Woche zu verdienen.
Hof- und Staatsdruckerei in Wien.
Die k k Hof- und Staatsdruckerei in Wien beschäftigt weibliche Arbeitskräfte.
a) In der Schriftgiesserei; b) bei der Stempel-, Briefmarken- und Briefcouverts-Fabrikation;
c) in der Brief- und Stempelmarken-Leimerei.
a) Schriftgiesserei.
In der Schriftgiesserei besorgen Arbeiterinnen im Alter von 16 bis 30 Jahren,
von welchen die meisten über 20 Jahre alt sind, die Arbeiten des Ab breche ns der
Gusszapfen, des Schleifens und Aufsetzens der Typen. Alle drei Manipulationen,
deren Beschreibung in dem Abschnitte „Schriftgiesserei“ (Seite 107) enthalten ist, wei
den von einem und demselben Individuum abwechselnd ausgeführt.
Der wöchentliche Arbeitslohn beträgt 4 bis 8 fl., im Durchschnitte 5 fl., bei ze n-
stündiger Arbeitsdauer. . . .
Die Zahl der von der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in der Schriftgiesserei-Abthei-
lung beschäftigten Arbeiterinnen beträgt 15.
b) Stern,*el-, Briefmarken- und Briefcouverts-Fabrikation.
In dieser Abtheilung werden, mit Ausnahme weniger, die Kraft eines Mannes in An
spruch nehmenden Arbeiten, sämmtliche Manipulationen von weiblichen Individuen im Alter
von 14 bis 28 Jahren, zumeist von 15 bis 20 Jahren, verrichtet. Diese Arbeiten sind:
1. Das Einlegen und Ab nehmen der Bogen.
Die Briefcouverts, Briefmarken, Frachtbriefe und Correspondenzkarten werden in
grossen Bogen auf den mit Dampf betriebenen Buchdruck-Schnellpressen gedruckt und jeder
einzelne Bogen am Druek-Cylinder auf zwei eiserne Stifte gelegt. Das Einlegen
streimt in der ersten Zeit besonders den Oberkörper, die Augen, Armgelenke und Füsse,
sowie 0 die Fingerspitzen an ; es erfordert Accuratesse und unausgesetzte Aufmerksamkeit.
Auf eine sichere Hand, Gewandtheit und ein scharfes Auge wird bei Auswahl der hiezu
abzurichtenden Mädchen besonders gesehen.
Dieselben erlernen das richtige Einlegen binnen 14 Tagen und verdienen bei zehn
stündiger Arbeitsdauer wöchentlich f> bis 9 fl., im Durchschnitte 7 fl. '
Das Abnehmen der gedruckten Bogen, wo dies nicht die Schnellpresse mittelst
sogenannter Selbstausleger besorgt, ist eine sehr einfache, in einem Tage zu erlernende