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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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Ai beit, weil es sich nur um das Aufnehmen und Gleichlegen der bedruckten, aus der 
Presse herauskommenden Bogen handelt. 
Wochenlohn 2 bis 4 fl., im Durchschnitte 3 fl. 
2. Das Aufnadeln der Bogen. Um die genannte Drucksorte richtig beschneiden und 
zerschneiden zu können, muss jeder einzelne, durch die Buchdruck-Schnellpresse mit zwei 
Stichen versehene Bogen am Schneidbrete auf zwei Stifte gesteckt werden. Diese 
einfache Arbeit strengt gleichwohl bei grossen Bogen Brust, Oberarme, Fingerspitzen und 
Augen an. Die Arbeiterinnen erlangen in vierzehn Tagen die nöthige Fertigkeit. 
Der Wochenverdienst ist 4 bis 5 fl., im Durchschnitte 4 fl. 50 kr. 
3. Das Auffangen und Gleichstossen der Couverts. Die in richtiger Grösse 
geschnittenen und geformten, mit Briefmarken bereits versehenen, zu Couverts bestimmten 
Blanquette werden stossweise auf ein Bret der Couverts-Falz-Maschine gelegt, welche 
dieselben falzt und an den Seitenklappen gummirt; die herabfallenden nahezu fertigen 
Couverts werden von der vor der Maschine sitzenden Arbeiterin aufgefangen und gleich- 
gestossen. Diese "V errichtung strengt besonders die rechte Hand an und erfordert eben so viel 
Gewandtheit als Aufmerksamkeit, weil die Mädchen bei Unvorsichtigkeit durch die Ma- 
schine leicht beschädigt werden können. 
Gewandte Mädchen erlangen binnen acht Tagen die nöthige Fertigkeit und verdienen 
4 bis 5 fl., im Durchschnitte 4 fl. 50 kr. per Woche. 
4. Das Auflegen und Gummiren der Schlussklappe der Couverts. Eine Anzahl 
von 40 bis 50 Couverts wird auf ein Bret von dabei stehenden Mädchen so aufgelegt, 
dass nur der zu gummirende Theil der Klappe frei bleibt, und hierauf mit einem Pinsel 
bestrichen. Das Auflegen strengt besonders die Fingerspitzen an und muss eben so rasch 
als genau vorsichgehen; das Gummiren beschränkt sich auf richtige Handhabung des 
Pinsels und greift das rechte Handgelenke und den rechten Arm, sowie die Fingerspitzen 
der linken Hand an. 
Beide Manipulationen erlernen die Mädchen in vierzehn Tagen und verdienen 4 bis 
6 fl., im Durchschnitte 5 11. wöchentlich. 
5. Das Sortiren und Ausschiessen der fehlerhaften Couverts, wozu besonders 
verlässliche Mädchen ausgesucht werden. Das Sortiren und Ausschiessen strengt Augen 
und Fingerspitzen an und wird in 14 Tagen erlernt. 
Wochenverdienst 4 bis 6 fl., im Durchschnitte 5 fl. 
6. Das Zählen der Couverts. Es strengt Augen, Fingerspitzen und Handgelenke an, 
erfordert ganz verlässliche Arbeiterinnen und wird in 14 Tagen erlernt. 
Wochenverdienst 6 bis 8 fl., im Durchschnitte 7 fl. 
7. Das Perforiren von Briefmarken. Das Perforiren (Durchlöchern) der Briefmar 
ken besorgt ein männliches Individuum mittelst einer durch Dampfkraft betriebenen 
Druckpresse. Die einfache, wenig anstrengende, aber Genauigkeit erfordernde Thätigkeit 
der dabei sitzenden Mädchen beschränkt sich bei dem Perforiren auf das Einspannen jedes 
Blattes in einen eisernen Rahmen und Uebergabe desselben an die Maschine, welche das 
ganze Blatt (100 Briefmarken) allseitig auf einmal durchlöchert; hierauf nehmen die 
Mädchen die durchlöcherten Marken aus dem eisernen Rahmen heraus, stossen die Blätter 
gleich und übergeben dieselben an die Zählerinnen. Erlernt wird Beides in 2 Tagen. 
Wochenlohn 4 bis 5 fl., im Durchschnitte 4 fl. 50 kr. 
8. Das Packetiren. Die Briefcouverts, Correspondenzkarten etc. werden, nachdem 
sie sortirt und gezählt worden sind, in Packeten zu 100 Stück mit Kreuzspangen versehen,
	        
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