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wozu sitzende Mädchen verwendet werden. Es ist dies eine sehr einfache Arbeit, die in
zwei Tagen erlernt wird und anfangs die Hand- und Armgelenke angreift.
Wochen verdienst 4 bis 6 fl., im Durchschnitte 5 fl.
Die Arbeiterinnen werden nach und nach mit allen obgenannten Manipulationen vei-
traut gemacht, damit durch Krankheit u. dgl. entstehende Lücken sofort ausgefüllt werden
können. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Die k. k. Hof- und Staatsdruckerei beschäftigt bei der Stempel-, Briefmarken- und
Briefcouverts-Fabrikation 17 Arbeiter und 73 Arbeiterinnen. Von letzteren entfallen
auf das Einlegen und Abnehmen der Bogen 14, Aufnadeln der Bogen 6, Auffangen und
Gleichstossen der Couverts 40, Auflegen und Gummiren der Couvert-Schlussklappe 10,
Sortiren und Ausschiessen der Couverts 15, Zählen der Couverts 3, Perforiren der Brief
marken 6, Packetiren der Couverts etc. 6 Percent.
c) Brief- und Steinpelmarken-Leimerei.
Auch in dieser Abtheilung werden fast ausnahmslos weibliche Individuen im Alter
von 16 bis 30 Jahren, darunter die meisten über 20 Jahre alt, beschäftigt; eine hesondere
Schulbildung wird nicht benöthigt. Diesen Arbeiterinnen sind nachfolgende Verrichtungen
zugewiesen: .
1. Das Leimen der bedruckten Bogen, welches mittelst einer Bürste geschieht
und besonders die Handmuskeln anstrengt. Wird in 2 bis 3 Wochen erlernt.
2. Das Aufhängen der geleimten Bogen auf ausgespannte Schnüre und runde
Stangen. Es strengt die Armmuskeln an und wird in 8 Tagen erlernt.
3. Das Legen und Einrollen der geleimten Bogen. Diese Arbeit muss mit Vor
sicht geschehen, weil einerseits die spröden, geleimten Bogen leicht reissen, andererseits die
Kanten des geleimten Papieres sehr scharf sind und die Hände leicht aufreissen. Wird
in 8 Tagen erlernt.
4. Das Zählen der Bogen, welches Augen, Fingerspitzen und Handgelenke an
strengt, und nur besonders verlässlichen Individuen überlassen, jedoch schon in 2 bis 3
Tagen erlernt wird.
5. Das Perforiren der Stempelmarken mittelst Handmaschinen. Die geleimten
Blätter (zu 100 Stück Marken) werden von sitzenden Mädchen unter die mit einer Reihe
von Stiften, welche genau in darunter befindliche Löcher passen, versehene Maschine ge
schoben, mit der rechten Hand ein Hebel niedergedrückt und so die Marken reihenweise
durchlöchert. Die Arbeit strengt Hände und Brust an und erfordert besondere Gewandt
heit und Accuratesse. Eine 4- bis Gwochentliche üebung ist hiezu nothwendig.
6. Das Abreissen der äusseren Ränder. Dies erfordert besondere Aufmerksam
keit und Geschicklichkeit, weil sonst die Marken an 'unrichtiger Stelle zerreissen und
dadurch bereits fertige Exemplare maculirt werden. Es strengt besonders die Muskeln der
rechten Hand an. Nach 6- bis 8wochentlicher üebung erlangen Arbeiterinnen die hiezu
nöthige Fertigkeit. .
Der Wochenlohn beträgt in dieser Abtheilung 5 bis 7 fl., im Duichschmtte o fl.
50 kr.
Die Zahl der in der Abtheilung für Brief- und Stempelmarken-Leimerei beschäftigten
Arbeiterinnen beträgt 15.
Die in der Anstalt in Verwendung stehenden Mädchen sind sämmtlich aus Wien
oder den nächsten Vororten.