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Unter den Arbeiterinnen dieser Kategorie befinden sich auch Verheirathete. Solche
Arbeiterinnen bleiben in der Kegel längere Zeit in einem und demselben Engagement und
sind bei entsprechender Verwendbarkeit sehr gesucht.
4. Verschiedene Handarbeiten.
Zu denselben sind diverse, in das Fach der Buchbinderei gehörige Vorrichtungen
(Gummiren, Adjustiren u. dgl.) zu zählen. Der Wochenlohn für diese Arbeiten ist 5 bis
7 fl., im Durchschnitte 6 fl. ^ .
Die Zahl der in sämmtlichen Steindruckereien Wiens beschäftigten Arbeiterinnen
dürfte circa 100 betragen. Hievon entfallen auf das Bronziren 50, Aufträgen von Blatt
metall 50 Einlegen und Punctiren 25, verschiedene Handarbeiten 2o Percent.
Die vorstehend geschilderten Arbeiten bieten bei ihrer untergeordneten Bedeutung
den Arbeiterinnen keine Gelegenheit, sich einen höheren Lohn und damit eine bessere
Existenz zu erringen, wohl aber würde sich diese Gelegenheit finden, wenn sich Frauens
personen den vorbereitenden, dem Drucken selbst vorausgehenden Arbeiten der Lithographie
zuwenden würden. Sowohl das Zeichnen mit der Kreide a u f Stein als auch
das Graviren mit der Nadel (zu feinen Arbeiten wird der Diamant verwendet)
bietet nicht die geringste technische Schwierigkeit betreffs der hiezu erforderlichen An
strengung der Hand. Die Arbeit ist eine solche, wie sie von jedem Mädchen, eine längere
Uebuno- vorausgesetzt, ausgeführt werden kann.- .
Allein eine Hauptbedingung, die der praktischen Verwendung vorangehen muss, ist
die tüchtige Ausbildung im Zeichnen. Hiezu wird den Mädchen nicht nur
in der Zeichnenschule des k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien,
in welche blos gehörig vorbereitete und talentirte Schülerinnen aufgenommen werden,
sondern auch in den bereits bestehenden weiblichen Fortbildungsschulen Gelegenheit ge
boten, so dass die Möglichkeit, auch in der Lithographie bessere Stellungen zu erringen,
für das weibliche Geschlecht bereits vorhanden ist.
Manufaoturzeichneri, Xylographie und Oel
far.1 »endruck.
Auch von diesen, bisher ausschliesslich den Männern überlassenen Industriezweigen
mit Dasjenige, was bei der Steindruckerei gesagt wurde Tüchtig vorgebildeten Zeichnerin
nen eröffnet sich hier ein weites Feld lohnenden Erwerbes. Verschiedene Versuche
die durchgeführt wurden, haben jeden Zweifel in dieser Richtung beseitigt, und namentlich
lieferte die von einem Wiener Etablissement versuchsweise gemachte Verwendung von
Frauenspersonen bei dev Vervielfältigung von Originalgemälden mittelst 0elfarben
drucke s ganz befriedigende Ergebnisse.
Photographie.
Bei dem Aufschwünge, welchen die Photographie genommen, ist die Benützung und
Heranziehung weiblicher Kräfte in Ken Ateliers schon seit geraumer Zelt eine allgemeine,
so dass man in den sämmtlichen Ateliers Wiens Mädchen (selten 'Frauen) 'mit verschie-