142
denen Aibeiten betiaut findet. Es nimmt die Verwendung dieser Kräfte immer mehr zu,
weil man die Mädchen wegen ihrer netten und reinen Arbeiten, wegen des selteneren
Wechsels der Engagements und wegen ihrer Emsigkeit den männlichen Hilfsarbeitern viel
fach vorzieht.
Die Mädchen werden zu folgenden Arbeiten verwendet:
1. Im Laboratorium zum Präpariren der Glasplatten (Cliches) für die Aufnah
men und zum Fixiren und Lackiren derselben nach den Aufnahmen.
Wochenlohn 8 bis 10 fl., im Durchschnitte 8 fl.
Bei diesen Arbeiten, welche die Darstellung des negativen Bildes zum Zwecke
haben, verfährt man in folgender Weise: Die Glasplatte wird mit jodirtem Collodium
übergossen. Nachdem die Collodiumschichte gleichförmig über die Platte ausgebreitet ist
lässt man das Ueberflüssige ablaufen und taucht dann die Platte in ein sogenanntes Sil
berbad, d. i. in eine wässerige Lösung von salpetersaurem Silber.
Ist auf der so präparirten Platte durch Einsetzung derselben in die Camera obscura
und durch Uebergiessung der Platte mit Pyrogallus-Säure das negative Bild hervorgeru
fen, so wird die Platte mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron übergossen und
hierauf mit Wasser abgewaschen, wodurch, wie man sagt, das Bild fixirt wird. Sodann
wird das Bild mit Lack überzogen.
2. Zum Copiren der Bilder (Darstellung der positiven Bilder). Diese Arbeit
besteht in dem Präpariren des Papiers im Silberbade, dem Auflegen der präparirten Pa
piere auf die Cliches, dem Exponiren im Eahmen, dem Herausnehmen der Bilder aus
demselben, und endlich in der Vollendung der Abzüge durch das Färben im Tonbade
dann durch das Fixiren und Waschen.
Wochenlohn 6 bis 10 fl., im Durchschnitte 8 fl.
3. Zum Betouchiren der Bilder. Dies besteht in dem Ausbessern der kleinen
Mängel der Bilder mit Wasserfarbe und Pinsel.
Die Mädchen beginnen meist mit den leichteren Arbeiten, nämlich mit dem Aus
flecken der weissen Tüpfelchen auf den Bildern. Durch üebung und durch das viele Sehen
von Bildern nach der Natur, eignen sie sich den richtigen Blick und das Verständniss für
bessere Arbeiten an. Jene, welche eine Vorbildung im Zeichnen haben, eignen sich viel
schneller für schwierigere Arbeiten und sind dann bald zum ßetouchiren von grösseren
Bildern und der Negative, nämlich der Glas-Matrizen, zu verwenden, wodurch sie in einen
entsprechend höheren Verdienst treten. Während der Wochenlohn für das Ausbessern der
kleinen Bilder 6 bis 10 fl. (im Durchschnitte 8 fl.) beträgt, verdient sich eine tüchtige
Retoucheurin für grössere Bilder oder Negative 60 fl. per Monat und auch mehr.
4. Ln Malen geschickte Mädchen werden zum Coloriren derPorträts verwendet.
Entlohnung 60 bis 70 fl. per Monat.
Die meisten Mädchen arbeiten in den Ateliers selbst, nur der kleinere Theil ist zu
Hause beschäftigt; im letzteren Falle werden die Mädchen per Stück entlohnt. Es sind
unter ihnen die verschiedensten Altersstufen, vom 15. Lebensjahre angefangen, vertreten;
vorwiegend ist in Wien das Alter von 20 bis 30 Jahren.
Die Arbeitszeit im Atelier ist im Sommer von 8 bis 12 Uhr und von 1 bis 6 Uhr,
im Winter von 8 bis 4 Uhr ununterbrochen.
Die Arbeiten, welche keine specielle Vorbildung bedingen und leicht erlernt werden,
sind weder anstrengend, noch gesundheitsschädlich.