MAK

Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

27 
schäftigt. Der Taglohn beträgt hier durchschnittlich 60 kr., der durchschnittliche Verdienst 
im Accordlohne fl. 1 per Tag. 
Die Zahl der Arbeits - Stunden beträgt durchgängig 11. Die Arbeit findet allent 
halben in gesunden, entsprechend geheizten Localitäten statt, ist im Ganzen leicht zu 
erlernen und strengt wenig an, einzelne Arbeitsprocesse erfordern Fertigkeit und Geschmak 
wie z B das Enveloppiren der Chocolade, das Garniren der fertigen Drageebonbons. 
Tabak- und Cigarren-Fabrikation. 
Die überwiegende Mehrheit der weiblichen Arbeitskräfte findet bei der Fabrikation 
der Cigarren Beschäftigung, da dieselben durchgehends ohne Anwendung von Maschinen 
angefertigt werden. 
Behufs Herstellung der Cigarren ist der Rohstoff zunächst vorzubereiten. 
Einer der ersten Veredluagsprocesse besteht im Befeuchten. Die gefeuchteten Tabak 
blätter sind dann von den Mittelrippen zu befreien, hierauf nach Deck- o ler Emlegstoif zu 
sortiren. Die Einlegstoffe werden für die weitere Verarbeitung einer massigen Uebei- 
trocknung unterzogen, die Deckstoffe aber im feuchten Zustande abgegeben.. 
In der besprochenen Weise vorgerichtet, gehen die Tabakblätter au die eigentlichen 
Cigarrenarbeiterinnen über, von welchen je zwei gemeinschaftlich arbeiten. Die jüngere 
Arbeiterin (Gehilfin oder Wicklerin) ist mit der Anfertigung des inneren Körpers dei Ci 
garre, der sogenannten Puppi oder des Wickels betraut, die altere (Spinnerin) umhullt 
diesen Wickel mit dem eigentlichen Deckblatte und vollendet die Cigarre, 
Die Leistungsfähigkeit dieser beiden, gemeinschaftlich arbeitenden Mädchen ist 
durch die Feinheit der Sorte bedingt und bewegt sich zwischen 200 und 800 Stuck per ag. 
Sind die Cigarren abgelagert, so werden sie nach Farben sortirt und verpackt. 
Die Cigarretten werden mittelst Maschinen unter Zusammenwirken je dreier Arbei 
terinnen angefertigt. 
Eine von ihnen besorgt die Füllung, die zweite das Rollen der Cigarrette auf der 
Maschine und das Umhüllen , die dritte das Einsetzen der Mundstückchen. 
Die Erzeugung der Rauchtabaksorten erfolgt durchgehends mittelst der durch 
Dampf- oder Wasserkraft in Betrieb gesetzten Maschinen. Die Verwendung der weiblichen 
Arbeitskraft ist daher auf das Sortiren und Vorrichten der zum Verschneiden bestimmten 
Tabaksorten und auf das Verpacken des geschnittenen Tabaks beschrankt. Die feinen 
Rauchtabaksorten werden theils in blechernen Cassetten, theils in Packeten und kleineren 
Briefen, die ordinären in Säcken verpackt. 
Die Schnupftabaksorten werden gleichfalls mit Maschinen erzeugt und weibliche 
Arbeitskräfte nur bei der Verpackung verwendet. 
Ausser den vorgedachten Arbeiten kommen in den k. k. Tabakfabriken noch meh 
rere andere Verrichtungen vor, welche von Frauen im Accordwege ausgeführt werden, 
als: Buschenweises Schlichten der Blätter, Zureichen der Blätter zur Pressung die An 
fertigung von Säcken und anderen Erfordernissen aus ordinärer Leinwand mittelst Mäh 
maschinen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.