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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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Seit dem Entstehen der ersten österr. Jute-Spinnerei und Weberei wurde noch eine 
zweite in Floridsdorf bei Wien in’s Leben gerufen. Da sie in gleicher Ausdehnung wie 
die Simmeringer Jute-Spinnerei angelegt ist, so dürfte sie, wenn sie vollständig in Betrieb 
gesetzt sein wird, ein ähnliches Quantum Jutestoffe erzeugen und wir beschränken uns 
hier darauf, nur den Betrieb der ersteren zu besprechen. 
Die Simmeringer Jute-Spinnerei auf Actien, unter der Firma: „Erste österreichische 
Jute-Spinnerei und Weberei“ gegründet, verarbeitet 35.000 Zoll-Centper rohe Jute im Jahr, 
welche sie theilweise von England, zum grösseren Theile jedoch direct aus Ostindien be 
zieht, und verarbeitet dieselbe bis zum Gewebe und zum fertigen Sack. 
Sie beschäftigt hiebei über 600 interne Fabriksarbeiter und 400 externe Arbeiter, 
letztere grösstentheils zum Nähen der Säcke. 
Die Jute wird auf 45 Throstle-Spinnmaschinen mit den nöthigen Vorbereitungs 
maschinen und 2840 Spindeln versponnen und auf 147 Webstühlen von 36 bis 94 Zoll Breite 
verwoben, und es werden alle aus Jute herstellbaren Artikel, von der dünnsten Emballage- 
Leinwand an bis zum Zimmerteppich, vom gröbsten Hopfen- und Kleesamensack bis zum 
feinen Mehlsack erzeugt. 
Die groben Waaren werden auf 4 schweren Kalandern appretirt und auf einer höchst 
sinnreichen Sackschneidemaschine zu Säcken verschnitten. 
An Maschinen sind in Verwendung: 
1 Softner- oder Jute-Erweichungsmaschine, 1 Fadenreissmaschine, 6 Vorkrempel, 
8 Feinkrempel, 18 Streckwerke, 9 Vorspinnmaschinen, 45 Spinnmaschinen, 2 Zwirnma 
schinen, 3 Kettenspulmaschinen, 10 Schützenspulmaschinen, 6 Schlichtmaschinen, 147 Web 
stühle, 2 Scheermaschinen, 1 Stärkmaschine, 1 Egalisirmaschipe, 4 Kalander, 1 Mess 
maschine, 1 Legemaschine, 1 Sackschneidemaschine. 
Diese Maschinen werden durch zwei gekuppelte liegende Expansions-Dampfmaschinen 
nach Corliss’ System mit zusammen 325 Pferdekraft getrieben. 
Der Absätz der Waare ist nach allen Gegenden der Monarchie gerichtet, Getreide- 
und Mßhlsäclfß gehen zumeist nach Ungarn. 
Auch als Exportartikel nach dem Orient ist Jufewaare von grosser Bedeutung und 
die Simmeringer Jgte-Spinnerei hat sphon mit Erfolg Verbindungen in Alexandrien, Cairo, 
Smyrna u. s. w. angeknüpft. In Anbetracht der grossen Bedeutung dieser Industrie er 
scheint es billig, hier des Herrn A. Girardoni zu gedenken, der als langjähriger Leiter 
einer Baumwollspinnefei den Gründern berufen schien, die grossen, einem Unternehmen 
gleich diesem sjch entgegenstellenden Schwierigkeiten zu überwinden. 
Fabrikation wasserdichter Stoffe. 
Bei der Erzeugung wasserdichter Stoffe entfällt auf Frauenspersonpn nur die Arbeit 
des Zusammennähens von Th eilen aus Segeltuch, Zwilch oder Baumwollstoff. 
Das Nähen wird tlieils als Handarbeit, theils mittelst Schützenmaschinen besorgt; unge 
fähr 15 °/p der beschäftigten Arbeiterinnen entfallen auf das Maschinennähen. 
Der Woehenlohn beträgt für Maschinennäherinnen 7 bis 12 fl., im Durchschnitte 8 fl., 
für Handnäherinnen 4 bis 6 fl., im Durchschnitte 5 tt. Die Arbeitszeit belauft sich auf 
10 Stunden.
	        
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