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Die Arbeit ist in 14 Tagen erlernt; sie erfordert eine kräftige Constitution, weil be
sonders das Maschinennähen Brust und Füsse sehr in Anspruch nimmt.
Die Mehrzahl der Arbeiterinnen steht in einem Alter von 18 bis 40 Jahren, sie
stammen meistens aus der Umgebung der betreffenden Fabrik und sind vorwiegend
verheirathet.
In Wien sind in den Fabriken zur Erzeugung wasserdichter Stoffe beiläufig 50 Ar
beiterinnen beschäftigt.
Fabrikation von Wachsleinwand und Ledertuch.
Die schweren und anstrengenden Arbeiten dieser Fabrikation lassen eine ausgiebige
Verwendung weiblicher Arbeitskräfte nicht zu; Frauenspersonen werden nur in wenigen
Wachsleinwandfabriken und da blos für das Ein säumen und Schlingeln der zum Auf
spannen bestimmten Waare verwendet. Diese Arbeit geht so schnell von Statten, dass in
einer Fabrik die Zahl von drei Mädchen genügt, um die Rohwaare für den gesammten
Fabrikationsbedarf zum Aufspannen vorzubereiten.
Wochenlohn 3’/, bis 4'/ s fl.
Seidenweberei.
Die Arbeiterinnen, welche in diesem Industriezweige, der mit Uebernahme des Seiden
garnes beginnt und mit Lieferung des Gewebes abschliesst, verwendet werden, sind:
1. Magazineur innen. Sie vermitteln die verschiedenen Arbeitsprozesse, welche
das rohe Seidengarn bis zu seiner Umwandlung in Gewebe zu durchlaufen hat. Sie über
geben und übernehmen, wägen und verbuchen das Product vor und nach jedem Arbeits
prozesse. Werthvoll, wie der Artikel ist, fordert er zur steten und strenge geübten Con-
trole heraus. Doch ist die Function keine blos überwachende; sie greift darüber hinaus,
indem sie z. B. dem Weber gerade diejenigen Spulen zumittelt, welche der von ihm anzuferti
gende Stoff bedingt. Diese Thätigkeit macht es erklärlich, dass in dem hier besprochenen
Arbeitszweige nur die intelligentesten, bestgeschulten Kräfte verwendet werden.
2. Capolirerinnen. Ihre Arbeit hat zur Aufgabe, das Seidengarn für den Färbe
prozess vorzuBereiten und das gefärbte zum Winden zu übergeben. Die erstere besteht im
Zusammenfassen des Garnes in Strähnen und im Vereinigen dieser zu noch umfassenderen
Einheiten.
3. Winderinnen. Der gefärbte Strähn wird zunächst auf Bobbinen oder grosse
Spulen gebracht. Das Schussgarn (Trama) wird von diesen mittelst Spülmaschinen auf
kleine Spulen (Schleifspulen) übergeführt, eine Arbeit, welche den
4. Spulerinnen zufällt. Haben diese die Maschine selbst in Bewegung zu setzem
so wird die Arbeit wohl ermüdend, sonst erheischt sie nur Fingergewandtheit. Wenn die
Schussspule mehr als einen Faden aufzunehmen hat, reiht sich ein neuer Arbeitsprozess an:
Das Doubliren.
5. Die Schweiferinnen übernehmen die mit Kettengarn (Organzin) gefüllten
Bobbinen. Das Schweifen oder Zetteln besteht darin, dass das auf etwa 40 Spulen auf
gesteckte Kettengarn von diesen gelöst und auf dem in steter Drehung befindlichen Haspel
oder Schweifrahmen in der für einen bestimmten Stoff nothwendigen Menge aufgewickelt