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wird. — Das Schweifen erfordert volle Verlässlichkeit, Aufmerksamkeit und wenigstens
einige, wenngleich elementare Kenntnisse. Die Thätigkeit verlangt ein geringes Kraftmass
und bietet mehr Abwechslung, als sie die Arbeit des Windens oder jene des Spulens gewährt.
6. Weberinnen. Ihrer leichteren Hand wegen sind Frauen im Allgemeinen mit
Vorliebe verwendet und ist ihnen nur das Wehen jener Stoffe entzogen, das die Kraft eines
Mannes erfordert. Dieser Arbeitsprozess bedingt das volle Vertrautsein mit dem ziemlich com-
plicirten Werkzeuge, dem Webstuhl, dann nicht gewöhnliche Aufmerksamkeit und Sorgfalt.
Bei mechanischen Stühlen vermindert sich der Umfang der Thätigkeit bis nahezu
auf das Einlegen der Schuss-Spule in die Schütze. Eine Arbeiterin übersieht bequem zwei
Stühle, deren jeder in der Woche an 60 Ellen Stoff fertig bringt.
7. Mit dem Webstuhle stehen noch zwei andere, gleichfalls von Frauen versehene
Arbeiten in engster Verbindung, nämlich jene des Zurichtens und des sogenannten Litzen
strickens. Die erstere Arbeit trägt mit dazu bei, den Stuhl arbeitsfähig zu machen; die
letztere stellt einen für seine Arbeit wesentlichen Bestandtheil, die Litze, her.
Der Lohn, oder bei den Arbeiten mit Stücklohn der Verdienst, erreicht in Wien per
Woche bei den Magazineurinnen eine Höhe von 8 — 10 fl., bei den Winderinnen und
Schweiferinnen 6 — 8 fl., bei den Weberinnen 6 fl., bei den übrigen in diesem Indu
striezweige verwendeten Arbeiterinnen 5 '/ 2 fl.
Fabrikation von Seidenbändern.
Aehnlich anderen Zweigen der Textilindustrie beschäftigt dieser Industriezweig weib
liche Arbeitskräfte bei folgenden Arbeitsprozessen:
1. Bei dem Winden.
Es werden hierzu Mädchen von 14—16 Jahren gegen einen Wochenlohn von 2 bis
3 fl. verwendet. Die Lehrzeit beträgt 4 Wochen.
2. Bei dem Spulen und Kettenschweifen.
Diese Arbeiten versehen Mädchen von 16—18 Jahren. Sie bedürfen einer Lehrzeit von
4 Wochen und verdienen 3 bis 4 fl. per Woche.
3. Bei dem Webstuhle.
Dieser Arbeitsprozess erheischt grosse Aufmerksamkeit und wird daher nur von
Mädchen in den Altersclassen von 18—24 Jahren versehen. Die Lehrzeit nimmt in der
Kegel bis zu einem halben Jahre in Anspruch. Der Wochenlohn ist 4 bis 6 fl.
4. Bei dem Aufschlagen der Bänder.
Diese Arbeit leisten nach einer vierwöchentlichen Lehrzeit Mädchen von 16—18 Jah
ren. Der Wochenverdienst beträgt 3 bis 4 fl.
Erzeug'ung' von Stickereien.
Die Gruppe der Stickereigewerbe zerfällt dem verwendeten Materiale und den geübten
Techniken nach in folgende, entweder einzeln für sich oder auch cumulativ betriebene spe-
cielle Zweige:
A) Belief- und Flachstickerei mittelst Metallgespinnsten,
ü) Relief- und Flachstickerei mittelst offener oder gedrehter Seide und Chenille,