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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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Aus den hiernach gefärbten und appretirten Stoffen werden die Handschuhe vor 
gedruckt, ausgeschnitten und genäht, durchgängig Arbeiten, welche ebenso wie das Formen, 
Packen und Cartoniren der Handschuhe von Frauen besorgt werden. 
Wie dieser hier hervorgehobene und eingehend besprochene Artikel werden auf dem 
Kettenstuhle allerlei bunte Stoffe angefertigt, welche geschnitten, Hunderte von Artikeln, 
Hauben, Jäckchen, Umschlagetücher, Pulswärmer, Shawls, Gamaschen, Kinderkleider &c. 
entstehen lassen und zum Schneiden, Nähen, Ausfertigen Frauenhände in Anspruch nehmen 
und einen Wochenverdienst von fl. 2'/ 2 bis fl. 4 ermöglichen. 
Noch folgenreicher als das Auftreten des Kettenstuhles ward jedoch der von Jaquin 
& Fouquet in Troyes im Jahre 1840 erfundene Rundstuhl. Dieser* erst ermöglichte die 
Massenfabrikation; denn er liefert per Woche 80—120 Paar Strümpfe, bis 25 Dutzend 
Jacken u. s. w. und was hier besonders zu bemerken ist, er wird durch Mädchen bedient, 
sei es, dass diese den durch Elementarkraft bewegten beaufsichtigen, sei es, dass sie selbst 
drehen, was ohne besondere Kraftaustrengung ausführbar ist und einen wöchentlichen 
Verdienst von fl. 5—8 ermöglicht. 
Das hfähen und Ausfertigen der Waare ist selbstverständlich gleichfalls nur Frauen 
arbeit. 
8o lässt sich wohl sagen, dass die Wirkwaaren - Industrie heute fast ausschliesslich 
auf Frauenarbeit beruht. 
Die Teplitzer Wirkwaaren - Fabriksgesellschaft Buss—Glogau beschäftigt 50 Hand- 
schuhnäherinnen, welche das mit der Nähmaschine vorgearbeitete Material ausser der Fa- 
biik veiarbeiten, ferner an 150—200 Frauen, welche unter weiblicher Oberleitung Muster 
zusammenstellen, die von den Directoren ersonnenen Combinationen von Farben und Stoffen, 
kui z die Ideen von Mustern und Fa^ons für die Aus - und Durchführung verarbeiten, 
endlich an den Rundstühlen 100 Frauen. 
Das Nähen des vom Rundstuhle Erzeugten wird hier zum Theile mittelst durch 
Dampfkraft bewegter Nähmaschinen in der Fabrik vorgenommen. 
Die Vervollkommnung der Wirkwaaren - Industrie hat einen erheblichen Antheil an 
dem Aufschwünge von Teplitz und seiner Umgebung (Bilin, Dux, Brüx, Graupen, Osseg, 
Obeileiternsdoif), deren Bewohner in Teplitz gute und lohnende Beschäftigung finden. 
Es dürfte von Interesse sein, hier des engen Zusammenhanges der Schule mit der 
Industrie zu gedenken. Die Handschuhnäherinnen dieser Fabrik wohnen zumeist in Osseg 
(I/2 Stunde von Teplitz), wo eine Nähschule einen Stock der tüchtigsten, für feinere 
Näharbeiten besonders geschickter Arbeiterinnen vorgebildet hatte, welchem Umstande es 
in nicht geringem Masse zu danken war, dass die erwähnte Fabrik ihre Idee, die Erzeu 
gung gewirkter Handschuhe in Oesterreich einzuführen, im Jahre 1857 verwirklichen 
konnte. 
Eine Abart der im Vorstehenden gedachten Erzeugnisse sind die sogenannten Rahmen 
oder Knüpfarbeiten. Sie verdienen besondere Beachtung, weil sie nur Frauenarbeit, von der 
Maschine unabhängig sind, im Hause verrichtet werden, leicht auszuführen sind und grossen 
Effect machen. 
Einer der Namen rührt von der einzigen Werkvorrichtung her, dessen man zu ihrer 
Herstellung bedarf, einem gewöhnlichen Rahmen; der andere von dem zumeist vorwiegenden 
Arbeitsprozesse, dem Knüpfen. 
Es werden auf den Rahmen, nach Fafon des herzustellenden Gegenstandes zuerst in 
der Richtung von Unten nach Oben, dann in jener von Links nach Rechts Fäden auf-
	        
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