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Aus den hiernach gefärbten und appretirten Stoffen werden die Handschuhe vor
gedruckt, ausgeschnitten und genäht, durchgängig Arbeiten, welche ebenso wie das Formen,
Packen und Cartoniren der Handschuhe von Frauen besorgt werden.
Wie dieser hier hervorgehobene und eingehend besprochene Artikel werden auf dem
Kettenstuhle allerlei bunte Stoffe angefertigt, welche geschnitten, Hunderte von Artikeln,
Hauben, Jäckchen, Umschlagetücher, Pulswärmer, Shawls, Gamaschen, Kinderkleider &c.
entstehen lassen und zum Schneiden, Nähen, Ausfertigen Frauenhände in Anspruch nehmen
und einen Wochenverdienst von fl. 2'/ 2 bis fl. 4 ermöglichen.
Noch folgenreicher als das Auftreten des Kettenstuhles ward jedoch der von Jaquin
& Fouquet in Troyes im Jahre 1840 erfundene Rundstuhl. Dieser* erst ermöglichte die
Massenfabrikation; denn er liefert per Woche 80—120 Paar Strümpfe, bis 25 Dutzend
Jacken u. s. w. und was hier besonders zu bemerken ist, er wird durch Mädchen bedient,
sei es, dass diese den durch Elementarkraft bewegten beaufsichtigen, sei es, dass sie selbst
drehen, was ohne besondere Kraftaustrengung ausführbar ist und einen wöchentlichen
Verdienst von fl. 5—8 ermöglicht.
Das hfähen und Ausfertigen der Waare ist selbstverständlich gleichfalls nur Frauen
arbeit.
8o lässt sich wohl sagen, dass die Wirkwaaren - Industrie heute fast ausschliesslich
auf Frauenarbeit beruht.
Die Teplitzer Wirkwaaren - Fabriksgesellschaft Buss—Glogau beschäftigt 50 Hand-
schuhnäherinnen, welche das mit der Nähmaschine vorgearbeitete Material ausser der Fa-
biik veiarbeiten, ferner an 150—200 Frauen, welche unter weiblicher Oberleitung Muster
zusammenstellen, die von den Directoren ersonnenen Combinationen von Farben und Stoffen,
kui z die Ideen von Mustern und Fa^ons für die Aus - und Durchführung verarbeiten,
endlich an den Rundstühlen 100 Frauen.
Das Nähen des vom Rundstuhle Erzeugten wird hier zum Theile mittelst durch
Dampfkraft bewegter Nähmaschinen in der Fabrik vorgenommen.
Die Vervollkommnung der Wirkwaaren - Industrie hat einen erheblichen Antheil an
dem Aufschwünge von Teplitz und seiner Umgebung (Bilin, Dux, Brüx, Graupen, Osseg,
Obeileiternsdoif), deren Bewohner in Teplitz gute und lohnende Beschäftigung finden.
Es dürfte von Interesse sein, hier des engen Zusammenhanges der Schule mit der
Industrie zu gedenken. Die Handschuhnäherinnen dieser Fabrik wohnen zumeist in Osseg
(I/2 Stunde von Teplitz), wo eine Nähschule einen Stock der tüchtigsten, für feinere
Näharbeiten besonders geschickter Arbeiterinnen vorgebildet hatte, welchem Umstande es
in nicht geringem Masse zu danken war, dass die erwähnte Fabrik ihre Idee, die Erzeu
gung gewirkter Handschuhe in Oesterreich einzuführen, im Jahre 1857 verwirklichen
konnte.
Eine Abart der im Vorstehenden gedachten Erzeugnisse sind die sogenannten Rahmen
oder Knüpfarbeiten. Sie verdienen besondere Beachtung, weil sie nur Frauenarbeit, von der
Maschine unabhängig sind, im Hause verrichtet werden, leicht auszuführen sind und grossen
Effect machen.
Einer der Namen rührt von der einzigen Werkvorrichtung her, dessen man zu ihrer
Herstellung bedarf, einem gewöhnlichen Rahmen; der andere von dem zumeist vorwiegenden
Arbeitsprozesse, dem Knüpfen.
Es werden auf den Rahmen, nach Fafon des herzustellenden Gegenstandes zuerst in
der Richtung von Unten nach Oben, dann in jener von Links nach Rechts Fäden auf-