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entlang, der sich zum Sauwald hinaufzieht. Das Land wird sichtlich rauher; wenn im
Thal der Pflug schon über die kahlen Stoppelfelder ging, steht hier noch das magere Korn
und der Hafer grünt, wenige sturmzerzauste Kirschbäume mit kleinen rothen Früchten
säumen den Weg, ärmliche Häuschen liegen da und dort am Waldessaume. Die Felder
hören auf, moosige Wiesen, deren bleiches Grün an trockenen Stellen ein Busch fleisch
farbenen Heidekrautes, am Quellrande ein Geröhr Binsen- und Riedgrases unterbricht,
umfriedet von schütterem Nadelwalde mit buschigen Ästen, deren Knospen Auer- und
Birkwild nähren, geleiten hinauf zum Jungfernstein. Es ist dies ein mächtiger dreiseitiger
Felsblock, der, eine altheidnische Opferstätte, so auf der Unterlage ruht, daß man ihn
leicht bewegen kann. Noch zeigt man den heiligen Steig, den in Heller Sommernacht
schweigende Jungfrauen mit den Opfergaben beschritten.
Ein paar Wegstunden noch und der Haugstein, der Gipfel des Sauwaldes, ist
erreicht. Seine weite Fernsicht über den größten Theil Oberösterreichs und die baierische
Hochebene bis zur langen Alpenkette im Süden ist namentlich im Nachbarlande Baiern
wohlbekannt. Uns fesselt besonders die weite Landschaft, welche der Inn von Braunau bis
Schärding in großem Bogen durchfließt. Dort an der malerischen Thalschlucht, welche der
Fluß zwischen Schärding und Passau in die Gneißtafel eingesägt hat, südlich der Felsklause
zwischen Wernstein und dem imposanten Bergschlosse Neuburg, gegenüber der alten Abtei
Vornbach ist ein prächtiges Plätzchen. Am brausenden Inn, über welchen eine lange Holz
brücke nach Baiern führt, liegt behäbig ausgebreitet mit reinlichen Straßen und schattigen
Gärten vor den alten Thoren die Grenzstadt Schärding. Deutlich tritt der Gegensatz der
Ufer hervor. Das rechte, österreichische Ufer ist steil, auf der abbröckelnden Schlierwand
desselben, an welcher der Inn beständig nagt, liegt eine Reihe freundlicher Orte:
St. Florian, die Thürme der alten Abtei, nunmehrigen Strafanstalt Tuben, Kloster
Reichersberg und Obernberg, einst der Hauptstapelplatz für den Getreidehandel am Inn
abwärts. Darüber hinaus verschwimmt die Gegend in blauem Duft, aus dem die dünne
Nadel des Stadtpfarrthnrmes von Braunau für ein scharfes Auge gerade noch sichtbar
hervortritt. Das linke, baierische User ist weithin von Allnvionen gebildet. Noch einen
Blick auf die weißen Häupter der fernen Alpenkette, aus welcher besonders die Salz
burger Berge, der massige Untersberg, der steile Kegel des Watzmann, die leuchtende Firn-
släche der übergossenen Alm deutlich hervortreten, während weiterhin Schafberg und
Dachstein sich anschließen, bis gegen Ost die Ausläufer des Sanwaldes den Blick hemmen
und nur mehr Traunstein und Priel erkennen lassen.
Das untere Jnnviertel bildet eine große, gegen den Inn sich öffnende Mulde, vom
Sauwald, Hausrnck und deren Ausläufern gegen die übrigen Landestheile abgeschlossen.
Weite herrliche Ackerfelder, üppiges, hummelumschwärmtes Kleeland breiten sich aus,