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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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geschnitten worden, auf welchem gewöhnlich das zu 12 Miedern nothwendige Zeug auf 
einmal gewebt wird, fast ganz in den Bereich der Frauenarbeit über. 
Die Zuschneiderin besorgt den Schnitt, die Näherin das Einziehen und Vertieften 
der Fischbeine und das Einfassen der Mieder. Nachdem diese unter theilweiser Zuhilfenahme \ on 
männlichen Arbeitskräften gewaschen und getrocknet wurden, kommen sie in die gekochte 
Appreturmasse, bestehend aus Stärke, Leim und Wachs. Haben sie diese genügend einge 
sogen, so werden sie ausgewunden, von einer Centrifugal-Maschine halb getrocknet, dann auf 
Kupferbüsten gespannt. Innen hohl und durch einströmenden Dampf eihitzt, trocknen 
diese das aufgespannte Mieder in 1 bis 1' 2 Minute. 
Die Vollendungsarbeiten bestehen im Glattbügeln, in dem Einnähen der Miederfedern 
und Befestigen der Oesen. 
Unter diesen verschiedenen Arbeitsprozessen ist nur jener -er Appretur, der hohen 
Temperatur wegen (36—38°), beschwerlich und anstrengend. Es ist daher die Einrichtung 
getroffen, dass die betreffenden zwei Arbeiterinnen jeden zweiten Tag abgelöst und dann 
auf dem Trockenplätze beschäftigt werden. 
Das Erlernen der durch die Appretur bedingten Arbeit fordert eine Lehrzeit von 
etwa 4 Wochen. 
Der Wochenlohn für die verschiedenen vorbemerkten Arbeiten beträgt 4'/ 2 bis 5 fl. 
Die Neuheit dieses Industriezweiges in Oesterreich — die Firma Siegfried Teutsch- 
länder in Wien z. B., welche gegen 40 Mädchen und Frauen von 15 Jahren aufwärts 
beschäftigt, besteht erst seit dem Jahre 1870 — dürfte einige Zusatzbemerkungen ge 
rechtfertigt erscheinen lassen. 
Nach ihrer Herstellungsweise zerfallen die Mieder oder Corsets in genähte und naht 
lose. In Frankreich und Süddeutschland ist die fabriksmässige Erzeugung der letzteren 
geradezu schwunghaft zu nennen. Es kommen ebenso prachtvoll ausgestattete als solche 
zu bemerkenswerth niederen Preisen in den Verkehr. 
Auch bei diesem vom Standpuncte der Schönheit, wie dem der Gesundheit bedeut 
samen Kleidungsstücke spielt der Jacquard-Stuhl eine hervorragende Bolle. Er allein er 
möglichte die äusserst sinnreiche Herstellungsweise des Gewebes, wie sie Fontaine in 
Lyon ersann und welcher M. Alcan in einem im August 1853 erstatteten Berichte an 
die Gesellschaft zur Ermunterung der nationalen Industrie die lebhafteste Anerkennung 
zollte. Allerdings beschränkte sich Fontaine nicht blos auf das Weben eines Stoffes, der 
nicht nur kleiden, sondern auch stützen, nicht nur bedecken, sondern auch die äussere 
Erscheinung wirksamer machen soll. Auf Grund vieler und eingehender Beobachtungen 
construirte er 8 Haupttypen von Büsten und innerhalb jeder derselben wieder 18 Typen 
von verschiedener Grösse. Die Erfolge dieser Verbesserungen, zu welchen sich allerdings 
noch einzelne von verhältnissmässig untergeordneter Bedeutung gesellten (imitirtes Fisch 
bein, Fallenlassen der Tragbänder, Aufschnürungsvorrichtung u. s. w.) sprechen sich in der 
Vervollkommnung und den Preisen dieses Artikels und seinem ausserordentlichen Ab 
sätze aus. 
Erzeugung' von KJeidnng’Sstück.en. 
Was die innere Organisation des Kleidermachergewerbes bei uns betrifft, so theilt 
sich dieser Industriezweig immer deutlicher in zwei Branchen: o) in die labiiksmässige 
Erzeugung durch Schneider und Kaufleute. Namentlich sind in Betreff der Männerkleider
	        
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