MAK

Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

61 
Mädchen und Frauen bei diesem Industriezweige beschäftigt; hievon kommen aut das\ei- 
richten von Gängen 10, Abspulen von Seide etc. 10, Hand- und Maschinennähen 6o, Auf 
putzzeichnen und Zuschneiden 10, Versehen von Cassa-Geschäften, Buchhalten etc. 10 Peicent. 
Erzeugung' von FrauenputzWasren (Modisiinncnarbeilcm.) 
Mit der Erzeugung von Damenputzwaaren (Hüten, Häubchen, Coifluren u. s. w.) be 
schäftigen sich in Wien, der Natur der Sache entsprechend, zumeist nur Frauenhände. Die 
hiesigen Modistinnen beschränken sich zwar, wie auch anderwärts, grösstentheils darauf, 
nach Pariser Modellen zu arbeiten, innerhalb dieser Grenzen macht sich jedoch vielfach 
eine geschmackvolle Ausfertigung der Arbeiten bemerkbar. 
Die Hauptbedingung, guten Geschmack als gegeben vorausgesetzt, bedait es zui Ei lei- 
nung der Modistinnenarbeit keiner besonderen Vorkenntnisse, sondern es genügt die gewöhn 
liche, in häuslicher Arbeit erworbene Fertigkeit des Nähens; die Lehrmädchen nehmen an 
der Anfertigung von Putzwaaren selbst sofort thätigen Antheil. Lehrmädchen, welche sich, 
was übrigens in diesem Gewerbe selten stattfindet, gänzliche Verpflegung (Kost, Wohnung 
und Kleidung) bedingen, finden im Alter von 14 Jahren gegen eine zweijährige Lehrzeit, im 
Alter von 15 Jahren gegen eine anderthalbjährige Lehrzeit Aufnahme. Mädchen über 
14 Jahren, welche sich selbst verpflegen und eine Lehrzeit von 9 Monaten eingehen, haben 
5 fl. monatliches Lehrgeld, bei einer sechsmonatlichen Lehrzeit 10 fl. Lehrgeld per Monat 
im Vorhinein zu zahlen. 
Die meisten zahlenden Lehrmädchen lernen die Modistinnenarbeit blos zum Zwecke 
der eigenen Anfertigung des Familienbedarfes und machen nur bei dem Eintreten ungün 
stiger "Verhältnisse von dem Erlernten durch Verwendung im Gewerbe selbst Gebrauch. 
Die hauptsächlichsten Handarbeiten der Frauenputzwaaren-Erzeugung sind: 
«) Zusammennähen, d. h. Aufeinanderlegen zweier Stoffenden und Aneinander- 
heften derselben mittelst leichter Vorstiche oder Hinterstiche. 
b) Ein säumen. Der Stoffrand wird doppelt eingebogen und mittelst leichter Stiche 
in dieser Lage festgehalten. 
c) Staffiren. Darunter versteht man, dass zwei Stoffenden gegen einander einge 
bogen und mit leichten Stichen aneinander geheftet werden. 
d) Passepoiliren, d. i. Einlage eines oder mehrerer Schnürchen in schräge ge 
schnittene Stoffstreifen. 
e) Wattiren. Nachdem zwischen zwei Stofftheileu Watta eingelegt ist, durchsteppt 
man das Ganze nach beliebigen Mustern. 
/') Falbeln. Stoffstreifen werden gleichmässig in einer Richtung in Fältchen gelegt 
und letztere festgenäht. 
g) Garniren. Hier handelt es sich darum, Stoffstreifen, ob gerade oder schräge ge 
schnitten, in verschiedenartige Falten zu legen und die Falten festzunähen. 
/() Rüschiren. Hiebei findet derselbe Vorgang wie bei dem Garniren statt, nur 
werden die Falten möglichst dicht und buschig zusammengeschoben. 
?:) Formüberziehen, d. i. Aufspannen des Stoffes auf das Hutgestell. 
k) Montiren. Dies ist das schliessliche Verzieren der Damenputzwaaren mit Blumen, 
Schleifen, Federn, Faltenbesatz u. s. w. 
Der Leistungsfähigkeit des Arbeitspersonals entsprechend, werden folgende Kategorien 
unterschieden: Lehrmädchen, Handarbeiterin, Tischmademoiselle, Stück-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.