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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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arbeiterin und Montirerin (auch „Erste“ genannt). Das Anfertigen des Schnitt 
musters und das Zuschneiden besorgt in der Eegel die Geschäftsleiterin. Die Tagesarbeiten 
werden so vertheilt, dass die verschiedenen Arbeiterinnen je nach ihrer Leistungsfähigkeit 
abwechselnd beschäftigt werden. 
Der Wochenlohn beträgt im Falle gänzlicher Verpflegung 2 bis 5 fl., im Durch 
schnitte 3 fl. Entfällt die Verpflegung, so ist der Wochenlohn 4 bis 10 fl., im Durch 
schnitte 6 fl. 
Die Aibeiten sind nicht sehr anstrengender Natur und werden von den meist in ju 
gendlichem Alter stehenden Arbeiterinnen leicht geleistet. Die in diesem Gewerbe beschäf 
tigten Frauenspersonen gehören vorwiegend der Bevölkerung der Stadt Wien selbst an 
Alter vorherrschend 14 bis 24 Jahre. 
ArbeitsUnterbrechungen kommen nur in den Uebergangsperioden von Saison zu Saison 
vor, weiche Unterbrechungen drei Monate des Jahres nicht überschreiten. Für jene weiblichen 
Hilfskräfte, welche ausserhalb der Betriebsstätte wohnen, besteht eine tägliche Arbeitszeit 
von 9 Stunden, d. h. die Arbeit dauert von 8 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends, mit einer 
zweistündigen Unterbrechung zur Mittagszeit. Die am Orte des Betriebes wohnenden Arbei 
terinnen haben eine eilfstündige Arbeitszeit, nämlich von 8 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends, 
mit 1 Stunde Mittagsruhe. Allgemein üblich ist eine viertelstündige Unterbrechung zur 
Jausenzeit. ° 
■ 1, 'r 1 ' f rbeiten werden 111 der Ke g el au d en Betriebsstätten gemeinsam vorgenommen; 
nur m Fallen dringenden Bedarfes wird zu Extra-Arbeiten Zuflucht genommen, welche die 
Arbeiterinnen bei sich zu Hause in Ueberstunden als Nebenverdienst besorgen. 
In Wien und Umgebung sind in 800 besteuerten Gewerben dieses Zweiges (unge 
rechnet die nicht gewerbsmässig, für den Familienbedarf arbeitenden Personen) bei 3200 
weibliche Hilfskräfte und Lehrmädchen beschäftigt; davon sind Lehrmädchen 40 Hand 
arbeiterinnen 30, Tischmademoiselles 20, Stückarbeiterinnen 5, Moutirerinnen 5 Percent. 
Handsc Li u h fab r ika Li o n. 
Obwohl in diesem Industriezweige die Maschine gegenwärtig eine sehr grosse Bolle 
spielt, ist für denselben die Bedeutung der Frauenarbeit doch hervortretend geblieben, und 
es lasst sich erwarten, dass selbst die allgemeine Einführung der amerikanischen Näh 
maschine den Erwerb der Frauen und Mädchen in der Handschuhindustrie nicht schmälern 
werde. Die volle Hälfte der Arbeit des Handschuherzeugens fällt der Frauenhand zu und 
die Menge der m dieser Fabrikation beschäftigten Mädchen und Frauen ist jetzt <mgen 
lühei weit grösser, da sich unsere Handschuhfabrikation während der letzten zwanzig Jahre 
sowohl in Betreff der Qualität der Leistungen als auch hinsichtlich der Productionsmenge 
ausserordentlich entwickelt und zu einem exportfähigen Industriezweige gestaltet hat. 
Bedeutend ist die Zahl m Wien und Prag der mit dem Nähen der Handschuhe beschäftigten 
weiblichen Arbeitskräfte; sie bildet aber nur einen Bruchtheil der in diesem Industriezweige 
verwendeten Arbeiterinnen, deren eine sehr grosse Zahl auf dem flachen Lande Nieder-Oester- 
leiclis, feiner in Böhmen, Mähren und Schlesien namentlich für Rechnung von Wiener 
und Prager Fabriken Beschäftigung findet.
	        
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