MAK

Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

64 
Diese Art ist bei den mittelfeinen Sorten von Handschuhen sehr in Mode und die 
Arbeit lohnend, da per Paar 5 kr. bis 6 kr. Lohn gezahlt wird und eine Person leicht 
36 Paare im Tage benäht, somit 1 fl. 80 kr. bis 2 fl. 16 kr. verdient. 
In Prag werden für das Tambouriren von 1 Schnürchen 2 kr., für 2 Schnürchen 
3 kr., für 3 Schnürchen 5 kr. per Handschuh gezahlt. Die Arbeiterinnen kommen so auf 
5 bis 6 fl. per Woche. 
4. Das Steppen der Handschuhe, eine specielle Art des Nähens, um eine 
dauerhaftere Naht zu erzielen; hiebei wird das Leder nicht neben einander gelegt, sondern 
über einander. Man erzeugt diese Naht sowohl aus freier Hand, als auch auf der Doppel 
kettenstich-Maschine (amerikanisches System). In beiden Fällen beträgt der tägliche 
Arbeitslohn 1 fl. bis 1 fl. 20 kr., gut geübte Maschin-Näherinnen verdienen auch bis 
1 fl. 80 kr. per Tag. 
In Prag wird das Steppen von einem Paar Handschuhe mit 73 bis 75 kr. entlohnt. Eine 
fleissige Arbeiterin kann bis zu 3 Stück im Tage anfertigen. 
Das fortgesetzte Maschinennähen muss als anstrengend und für die Brust nachtheilig 
bezeichnet werden, abgesehen von den Nachtheilen, die überhaupt eine sitzende Lebens 
weise für die Gesundheit mit sich bringt. 
Das Handschuhnähen, welches grösstentheils ausserhalb der Fabriksstätten (ausser 
Hause) stattfindet, beschäftigt Frauenspersonen aus den verschiedensten Bevölkerungs- und 
Lebenskreisen; ebenso sind unter den Handschuhnäherinnen die verschiedensten Altersstufen 
vertreten, vorwiegend ist jedoch das Alter von 20—40 Jahren. Ein grosser Theil der 
engagirten weiblichen Arbeitskräfte betreibt das Handschuhnähen nur als Nebenbeschäf 
tigung. 
Die Zahl der in Wien und Umgebung mit dem Handschuhnähen beschäftigten 
Frauenspersonen darf auf 5000 bis 6000 geschätzt werden. 
Erzeugung' von Wäschwaaren u. clg-1. Artikeln. *) 
(Pfaidlerwaare n.) 
Die in diesem Gewerbszweige auf die Frauenspersonen entfallenden Verrichtungen 
sind die verschiedenen Näharbeiten und das Weisssticken. Es handelt sich hierbei 
hauptsächlich um die Anfertigung von Wäschwaaren, welche in die Arbeiten des 
Zuschneidens; Herrichtens und Zusammensetzens der einzelnen Wäschstücke zerfällt. Das 
Nähen erfolgt theils mittelst Handarbeit, theils auf der Nähmaschine. 
Was die Weissstickerei anbelangt, so sind die Verhältnisse derselben im Zu 
sammenhänge mit den übrigen Zweigen der Stickerei in dem Abschnitte „Erzeugung von 
Stickereien,“ Seite 43 bis 48, eingehend geschildert. 
Hinsichtlich der Weissnäherei ist zu bemerken, dass zur entsprechenden Erler 
nung derselben durchschnittlich eine Lehrzeit von einem Jahre erforderlich ist. Die Lehr 
zeit verlängert oder verkürzt sich eben je nach dem Stande der Vorbildung und nach dem 
auf die Erlernung verwendeten Fleisse. Das Lebensalter, in welchem die Mädchen in die 
Lehre treten, ist sehr verschieden; die Kinder armer Eltern müssen, um bald erwerbsfähig 
zu werden, sehr früh in die Arbeit gehen, während bei den mehr bemittelten Classen der 
Eintritt in die Lehre meistens nach vollendeter Schulausbildung erfolgt. 
'") Die Cravaten -Fabrikation ist in einem selbstständigen Abschnitte (s. Seite 66) besprochen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.