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Diese Art ist bei den mittelfeinen Sorten von Handschuhen sehr in Mode und die
Arbeit lohnend, da per Paar 5 kr. bis 6 kr. Lohn gezahlt wird und eine Person leicht
36 Paare im Tage benäht, somit 1 fl. 80 kr. bis 2 fl. 16 kr. verdient.
In Prag werden für das Tambouriren von 1 Schnürchen 2 kr., für 2 Schnürchen
3 kr., für 3 Schnürchen 5 kr. per Handschuh gezahlt. Die Arbeiterinnen kommen so auf
5 bis 6 fl. per Woche.
4. Das Steppen der Handschuhe, eine specielle Art des Nähens, um eine
dauerhaftere Naht zu erzielen; hiebei wird das Leder nicht neben einander gelegt, sondern
über einander. Man erzeugt diese Naht sowohl aus freier Hand, als auch auf der Doppel
kettenstich-Maschine (amerikanisches System). In beiden Fällen beträgt der tägliche
Arbeitslohn 1 fl. bis 1 fl. 20 kr., gut geübte Maschin-Näherinnen verdienen auch bis
1 fl. 80 kr. per Tag.
In Prag wird das Steppen von einem Paar Handschuhe mit 73 bis 75 kr. entlohnt. Eine
fleissige Arbeiterin kann bis zu 3 Stück im Tage anfertigen.
Das fortgesetzte Maschinennähen muss als anstrengend und für die Brust nachtheilig
bezeichnet werden, abgesehen von den Nachtheilen, die überhaupt eine sitzende Lebens
weise für die Gesundheit mit sich bringt.
Das Handschuhnähen, welches grösstentheils ausserhalb der Fabriksstätten (ausser
Hause) stattfindet, beschäftigt Frauenspersonen aus den verschiedensten Bevölkerungs- und
Lebenskreisen; ebenso sind unter den Handschuhnäherinnen die verschiedensten Altersstufen
vertreten, vorwiegend ist jedoch das Alter von 20—40 Jahren. Ein grosser Theil der
engagirten weiblichen Arbeitskräfte betreibt das Handschuhnähen nur als Nebenbeschäf
tigung.
Die Zahl der in Wien und Umgebung mit dem Handschuhnähen beschäftigten
Frauenspersonen darf auf 5000 bis 6000 geschätzt werden.
Erzeugung' von Wäschwaaren u. clg-1. Artikeln. *)
(Pfaidlerwaare n.)
Die in diesem Gewerbszweige auf die Frauenspersonen entfallenden Verrichtungen
sind die verschiedenen Näharbeiten und das Weisssticken. Es handelt sich hierbei
hauptsächlich um die Anfertigung von Wäschwaaren, welche in die Arbeiten des
Zuschneidens; Herrichtens und Zusammensetzens der einzelnen Wäschstücke zerfällt. Das
Nähen erfolgt theils mittelst Handarbeit, theils auf der Nähmaschine.
Was die Weissstickerei anbelangt, so sind die Verhältnisse derselben im Zu
sammenhänge mit den übrigen Zweigen der Stickerei in dem Abschnitte „Erzeugung von
Stickereien,“ Seite 43 bis 48, eingehend geschildert.
Hinsichtlich der Weissnäherei ist zu bemerken, dass zur entsprechenden Erler
nung derselben durchschnittlich eine Lehrzeit von einem Jahre erforderlich ist. Die Lehr
zeit verlängert oder verkürzt sich eben je nach dem Stande der Vorbildung und nach dem
auf die Erlernung verwendeten Fleisse. Das Lebensalter, in welchem die Mädchen in die
Lehre treten, ist sehr verschieden; die Kinder armer Eltern müssen, um bald erwerbsfähig
zu werden, sehr früh in die Arbeit gehen, während bei den mehr bemittelten Classen der
Eintritt in die Lehre meistens nach vollendeter Schulausbildung erfolgt.
'") Die Cravaten -Fabrikation ist in einem selbstständigen Abschnitte (s. Seite 66) besprochen.