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Das Staffiren und das Nähen der Matratzen und Polsterüberzüge erfolgt in den
Fabriken selbst, die Näherinnen für das Nähen von Bettwäsche arbeiten bei sich zu Hause.
Die verschiedenen Näharbeiten, die selbstverständlich sitzend verrichtet werden, sind an
strengend für Auge und Brust. Es wird Vorkenntniss des Nähens erfordert.
Die Näherinnen stehen vorwiegend im Alter von 16 bis 30 Jahren, doch sind auch
die höheren Altersstufen zahlreich vertreten. Nur ein Theil der Mädchen wohnt bei dem
Fabrikanten selbst, die Mehrzahl derselben hat den Aufenthalt bei den Eltern und Ver
wandten oder wohnt selbstständig. Auch viele Beamtensfrauen und Pensionistinnen übernehmen
Näharbeiten, die sie zu Hause ausführen.
Die Arbeit dauert ununterbrochen das ganze Jahr, da in stilleren Monaten für den
Lagerbedarf gearbeitet wird. Die Arbeitszeit ist von 7 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends;
Mittags ist 1 Stunde, um 4 Uhr '/ 4 Stunde Pause.
Die Anzahl der in der Bettwaaren-Fabrikation Wiens verwendeten, inner- und ausser
halb der Fabriken beschäftigten Frauen und Mädchen beläuft sich mindestens auf 300; es
entfallen auf das Staffiren 20, Nähen von Matratzen und Polstern 30, Nähen von Bett
wäsche 50 Percent.
Gravatenfabrikation.
Die bei der Cravaten-Fabrikation den Frauenspersonen zufallenden Arbeiten sind :
a) Das Vor zeichnen. Die Arbeiterin hat hierbei auf den Stoff, woraus die Cravate
gefertigt werden soll, die zu machende Fafon mittelst Kreide [nach einer Schablone auf
zutragen.
b) Das Zuschneiden. Der Vorzeichnung gemäss werden hierauf aus dem Stoffe
mittelst Scheere die Bestandtheile der Cravate ausgeschnitten.
c ) L)as Hand- und Maschinennähen, durch welche Arbeiten die Stofftlieile regel
recht aneinander geheftet und die Cravaten für den Verkauf fertig gebracht werden.
d) Ueberdies verwendet man Frauenspersonen auch zum Austheilen unfertiger
und zum Uebernehmen fertiger Arbeit, sowie zum Führen der hierbei nöthigeu
Arbeitsbücher.
Bei dem Vorzeichnen und Zuschneiden ist besonders das Auge in Anspruch genommen;
hinsichtlich der Arbeiten des Hand- und Maschinennähens sind nachtheilige Einwirkungen
auf die Gesundheit, wenn nicht besonders angestrengt gearbeitet wird, nicht wahrnehmbar.
Zur Erlangung und vollständigen Aneignung der erwähnten technischen Fertigkeiten
bedürfen die Arbeiterinnen eine praktische Verwendung von 3 bis 4 Monaten; besondere
Vorkenntnisse, mit Ausnahme des Nähens, sind nicht erforderlich.
Der grösste Theil der bei der Cravaten-Fabrikation Wiens beschäftigten Arbeiterinnen
bei denen die verschiedensten Altersstufen vertreten sind, dürfte sich im Alter zwischen 20 bis
30 Jahren befinden.
Der Wochenlohn, der von der Geschicklichkeit der Arbeiterin und nicht von der Art
der Arbeit abhängt, beträgt höchstens 7 fl., mindestens 3 fl., vorwiegend ist ein Wochen
lohn von 4 fl.
In Wien sind bei der Cravaten-Fabrikation nebst 100 männlichen Arbeitern 600 Ar
beiterinnen beschäftigt. Von den letzteren entfallen auf das Hand- und Maschinennähen circa
97 Percent, der Rest vertheilt sicli auf die übrigen oben bezeichneten Arbeiten.