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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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kalten Wasser gut ausgewaschen, etwas gebläut, ausgepresst und in der Luft so lange 
hin- und hergeschwungen (gewaehelt), bis die Haare ordentlich aufgegangen und die Feder 
ganz trocken ist. 
Hierauf nimmt man ein kleines scharfes Messer und schneidet auf der lückwäitigen 
Seite der Feder die starke, das Haar etwas überragende Rippe (Kiel, Schaft) der Länge 
nach weg; dadurch verliert die Feder die Steifheit, lässt sich biegen und bekommt Schwung. 
Bei kleinen Federn erzielt man dies auch durch Ausschaben der Rippe mittelst der 
scharfen Kante eines Glasstückes. 
Nach dieser Arbeit werden die an beiden Seiten der Rippe stehenden Haare der 
Feder (Fahne, Bart) mit einem stumpfen Messer eingekraust; um die nöthige Gleich 
förmigkeit zu erzielen, werden die eingekrausten Haare über einen leicht erwärmten Kolben 
gekämmt. Nunmehr muss die Feder, wenn man die Rippe nicht sehen soll, übeilegt 
werden. Zu diesem Zwecke nimmt die Arbeiterin mittelst eines stumpfen Messers, der Länge 
nach, immer einige Haare aus der Reihe und biegt sie so nach oben, dass sie in Schnecken 
windungen über die Rippe zu liegen kommen und diese ganz bedecken; hierauf durchsticht 
man den Stempel der Feder mit einer Nadel, zieht Draht durch, umwickelt denselben mit 
Papier, und die Feder ist fertig. 
Das gleiche Verfahren findet auch bei grauen und schwarzen Straussfedern 
Anwendung, nur werden erstere in den meisten Fällen, letztere immer fifilier gefärbt. 
Weisse Federn werden nur dann gefärbt, wenn es sich um besondere Modefarben (Blau, 
Rosa, Violett etc.) handelt. 
Ist das Haar einer Feder nicht dicht genug, oder ist die Feder fehlerhaft, sind 
Lücken darin, so werden zwei und selbst drei Federn übereinander genäht und dann ge 
kraust; dies geschieht sowohl bei kurzen als bei langen Federn. 
Lange Federn nennt man „Blattfedern“ (Amazonen), kurze Federn, meistens zu drei 
Stücken in einen Bund vereinigt, heissen „Panachen“. Von beiden Sorten unterscheidet man 
einfache und genähte. 
Das Haar der Straussfedern wird auch vielfach zur Anfertigung von Phantasiefedern 
verwendet. Man macht daraus Maschen, Fransen, Quasten etc. Die Feder wird ferner mit 
telst Maschine gedreht und an das Haar einer anderen Feder geknüpft oder geklebt; die so 
verbundenen Federn heissen „Pleureuseu“. Auch Stücke von Straussfedern werden bis zur 
Länge von einigen Ellen aneinander genäht; man nennt diess „Bordüren“, die zum Aufputz 
von Damenkleidern verwendet werden. 
Es gibt auch eine amerikanische Straussfeder, „Geierfeder“ genannt. Die 
Bearbeitung dieser Sorte erfolgt auf ähnliche Weise wie jene der eigentlichen (afrikanischen) 
Straussfedern; die Geierfeder ist aber von minderer Qualität. 
Vielfach werden auch lockere weisse Flaumfedern, „Marabu“ genannt, verarbeitet. 
Man verwendet sie zu Phantasiefedern. Es werden an dieselben die Spitzen von kleinen weissen 
oder gefärbten Taubenfedern, ferner ganz kleine Seidenfleckchen oder dergleichen angeklebt; 
auch werden davon „Bordüren“ für Ballkleider gemacht. 
Weniger mühsam als die bisher geschilderten Manipulationen ist die Bearbeitung der 
Federn des Edelreihers. Die Feder wird einfach geputzt oder gefärbt und etwas ge 
bogen, worauf 6 bis 8 Stück (Federn) zusammengebunden und am Ende mit einem Büschel 
von Strausshaaren sowie auch mit anderen Federn in Verbindung gesetzt werden. 
In ähnlicher Weise erfolgt die Verarbeitung der Federn des Paradiesvogels, des 
Fasans, des Haushahns, der Taube und anderer Vögel.
	        
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