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In Betreff der Arbeitsverhältnisse, Arbeitslöhne etc. ist von der Schmuck-
federnfabrikation ganz Dasselbe zu sagen, was in dem Abschnitte „Fabrikation künstlicher
Blumen“ bemerkt wurde.
In Wien sind in der Schmuckfedernfabrikation ungefähr 240 Arbeiterinnen und Lehr
mädchen beschäftigt.
Herstellung 1 von Bettfedern.
Die rohen Federn werden aus Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Ungarn
bezogen und in ungerissene Federn, Daunen und Schleissfedern eingetheilt.
Die ungerissenen Federn, im Handel unter dem Namen „Kupffedern“ vorkommend,
haben mehrere Arbeitsprozesse durchzumachen, ehe sie consumfähig werden, d. h. ehe der
Bettenfabrikant die Waare in Betten füllen kann.
Der Veredlungsprozess beginnt mit der Entfernung der Rupffedern von den Flügel
federn, setzt sich dann im Sortiren fort, das zum Theile Gegenstand der Handarbeit ist,
zum Theile von Maschinen besorgt wird und gipfelt im Reinigen. Die rohe Waare führt
in nicht unerheblichen Mengen Sand und Staub, was bei der Gewinnungsweise leicht
erklärbar ist. Die Scheune oder der Hof sind die Arbeitsstätten und wenn das Pflücken
beendet ist, werden die über den Sandboden verstreuten Federn einfach zusammengekehrt
und ungereinigt gepackt. Dazu kommt aber noch der — man möchte sagen — natürliche
Staub, welcher sich bei dem lebenden Thiere an den Kielen ansetzt.
Durch die Reinigung gewinnt die Feder ungemein an Lebendigkeit und Elasticität.
Das Reinigen wird mittelst eines Systems von beweglichen Sieben im Wege der
Dampfwäscherei bewerkstelligt. Der Prozess verlangt die grösste Sorgfalt und die aufmerk
samste Ueberwachung.
Nachdem die Waare gereinigt ist, wird sie vollkommen geruchlos gemacht, appretirt
und ihr schliesslich Farbe gegeben. Steigert schon die Reinigung den inneren Werth
der Federn, so geschieht dies in noch höherem Masse durch die letzteren Arbeitsprozesse.
Die Feder scheint, wie sie ihr Aussehen veränderte, so auch ihr inneres Wesen umge
wandelt zu haben. Wenn irgendwo, ist aber die Behandlungsweise hier von entschei
dendem Einfluss. Das mittelst Maschinen gereinigte Product büsst an Elasticität ein;
die so behandelte Feder macht den Eindruck, als wäre ihre Lebenskraft erloschen.
Die Sortirerinnen, meist ältere, theilweise auch gebrechliche Frauen, verdienen
täglich 40 bis 50, die Näherinnen 50 kr., die Arbeiterinnen, welche die Maschine bedienen,
packen u. s. w., 60 kr.