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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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In Betreff der Arbeitsverhältnisse, Arbeitslöhne etc. ist von der Schmuck- 
federnfabrikation ganz Dasselbe zu sagen, was in dem Abschnitte „Fabrikation künstlicher 
Blumen“ bemerkt wurde. 
In Wien sind in der Schmuckfedernfabrikation ungefähr 240 Arbeiterinnen und Lehr 
mädchen beschäftigt. 
Herstellung 1 von Bettfedern. 
Die rohen Federn werden aus Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Ungarn 
bezogen und in ungerissene Federn, Daunen und Schleissfedern eingetheilt. 
Die ungerissenen Federn, im Handel unter dem Namen „Kupffedern“ vorkommend, 
haben mehrere Arbeitsprozesse durchzumachen, ehe sie consumfähig werden, d. h. ehe der 
Bettenfabrikant die Waare in Betten füllen kann. 
Der Veredlungsprozess beginnt mit der Entfernung der Rupffedern von den Flügel 
federn, setzt sich dann im Sortiren fort, das zum Theile Gegenstand der Handarbeit ist, 
zum Theile von Maschinen besorgt wird und gipfelt im Reinigen. Die rohe Waare führt 
in nicht unerheblichen Mengen Sand und Staub, was bei der Gewinnungsweise leicht 
erklärbar ist. Die Scheune oder der Hof sind die Arbeitsstätten und wenn das Pflücken 
beendet ist, werden die über den Sandboden verstreuten Federn einfach zusammengekehrt 
und ungereinigt gepackt. Dazu kommt aber noch der — man möchte sagen — natürliche 
Staub, welcher sich bei dem lebenden Thiere an den Kielen ansetzt. 
Durch die Reinigung gewinnt die Feder ungemein an Lebendigkeit und Elasticität. 
Das Reinigen wird mittelst eines Systems von beweglichen Sieben im Wege der 
Dampfwäscherei bewerkstelligt. Der Prozess verlangt die grösste Sorgfalt und die aufmerk 
samste Ueberwachung. 
Nachdem die Waare gereinigt ist, wird sie vollkommen geruchlos gemacht, appretirt 
und ihr schliesslich Farbe gegeben. Steigert schon die Reinigung den inneren Werth 
der Federn, so geschieht dies in noch höherem Masse durch die letzteren Arbeitsprozesse. 
Die Feder scheint, wie sie ihr Aussehen veränderte, so auch ihr inneres Wesen umge 
wandelt zu haben. Wenn irgendwo, ist aber die Behandlungsweise hier von entschei 
dendem Einfluss. Das mittelst Maschinen gereinigte Product büsst an Elasticität ein; 
die so behandelte Feder macht den Eindruck, als wäre ihre Lebenskraft erloschen. 
Die Sortirerinnen, meist ältere, theilweise auch gebrechliche Frauen, verdienen 
täglich 40 bis 50, die Näherinnen 50 kr., die Arbeiterinnen, welche die Maschine bedienen, 
packen u. s. w., 60 kr.
	        
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