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steppnahtähnliche Eindrücke hervorbringen, die ebenso zur Zierde dienen, als sie den Zweck
haben, die einzelnen Schuhbestandtheile, besonders an den Kanten, gut mit einander zu
verbinden. Die auf diese beschriebene Art angefertigten Schuhe bilden die gewöhnliche, am
meisten gangbare Sorte. .
Zur Anfertigung der Schube haben die Arbeiterinnen nur ein kleines eisernes Werk
zeug, eine Art Bolle", „Walze!“ genannt, in Verwendung, und dient dasselbe dazu, die
einzelnen Theile fest aneinander zu pressen, damit sie sich innig verbinden; man nenn
diess das „Anwalzen.“ .
Bis die Arbeiterin alle hier angeführten Handgriffe derart m Hebung hat, dass sie
einen Schuh vollkommen tadellos macht, braucht sie in der Regel eine dreimonatliche
Uebung. Die Arbeit ist an und für sich eine heikle und wird durch die enorme
Klebrigkeit des in Verwendung kommenden Materiales noch bedeutend erschwert; die
Theile,° welche aus Versehen der Arbeiterin Zusammenkommen, verkleben sich sofort und
sind, sowie die von ihr etwa unrichtig mit einander verbundenen Bestandteile unbrauch
bar da sie sich nicht mehr trennen lassen. Besondere Vorsicht gehört dazu, die Uber
platte mit einem einzigen Handgriffe an die richtige Stelle anzulegen, weil ein Lostrennen,
wie gesagt, nicht mehr möglich ist. _ _
Die Arbeit ist keine schwere zu nennen; sie muss teils sitzend, teils stehend v er
richtet werden, und die damit in Wimpassing beschäftigten 140 Frauenzimmer von 20
bis 35 Jahren verdienen sich durchschnittlich 5 fl. (3 fl. bis 7 fl.) per Woche.
Sie arbeiten in einem grossen, lichten und luftigen Saale, und es übt ihre Bescha -
tigung in keiner Hinsicht irgend einen nachteiligen Einfluss auf die Gesundheit aus.
2. Erzeugung von Ballen.
Hiebei besteht die Arbeitsleistung der Mädchen darin, dass sie sich aus
den ihnen abgelieferten Ballen-Platten (das ist das vorgerichtete Gummi-Material m Form
dünner Platten, aus welchen die Ballen gemacht werden) mittelst Blechschablonen, deren
Grösse je nach der Grösse der zu erzeugenden Ballen wechselt, und mittelst gewöhnlicher
Heftmesser vier Theile zu je einem Ballen zuschneiden, sie zusammensetzen und vor
deren gänzlichem Zusammenkleben in jeden Ballen ihre Arbeitsnummer und ein kleines
Quantum Wasser hineingeben. Die Arbeitsnummer dient zur Controle, damit bei allen
falls durch mangelhafte Arbeit entstehenden Ausschussballen die betreffende Arbeiteiin
ermittelt werden kann. Das Wasser, respect. der beim Vulcanisiren daraus sich entwickelnde
Dampf, hat den Zweck, den Ballen, welche durch das Zusammensetzen ihrer vier Iheüe
aus freier Hand wie längliche Vierecke aussehen, ihre schliessliche kugelrunde Form zu
«eben Der Wasserdampf treibt sie nämlich mit einem auf allen Puncten gleichen Drucke
an die Wände ihrer Stanzen (eiserner Ballenformen, in welche je ein Ballen hineinkommt
und so vulcanisirt wird) antreibt. Mit dem Einlegen in die Stanzen und dem
Vulcanisiren haben übrigens die Mädchen nichts zu tlnin, sondern ihre
Aufgabe ist gelöst, wenn sie die also zu Stande gekommenen Ballen mit Federweiss uber
staubt haben; letzteres ist nöthig, weil sonst ein Ballen an dem andern kleben wurde.
Die iii Wimpassing verwendeten Ballenmacherinnen, beiläufig 80 an der Zahl, sm
selten über 20 Jahre alt, und verdienen sich zwischen 3 bis 5 fl. wöchentlich.
Ihre Arbeitsverrichtungen besorgen sie meist sitzend, und sind diese weder der Ge
sundheit nachtheilig, noch im Geringsten körperlich anstrengend. Gewöhnlich eignen sie
sich in 8 bis 14 Tagen die nöthige Handgeläufigkeit an. Ihr Arbeitsraum ist in einem