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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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steppnahtähnliche Eindrücke hervorbringen, die ebenso zur Zierde dienen, als sie den Zweck 
haben, die einzelnen Schuhbestandtheile, besonders an den Kanten, gut mit einander zu 
verbinden. Die auf diese beschriebene Art angefertigten Schuhe bilden die gewöhnliche, am 
meisten gangbare Sorte. . 
Zur Anfertigung der Schube haben die Arbeiterinnen nur ein kleines eisernes Werk 
zeug, eine Art Bolle", „Walze!“ genannt, in Verwendung, und dient dasselbe dazu, die 
einzelnen Theile fest aneinander zu pressen, damit sie sich innig verbinden; man nenn 
diess das „Anwalzen.“ . 
Bis die Arbeiterin alle hier angeführten Handgriffe derart m Hebung hat, dass sie 
einen Schuh vollkommen tadellos macht, braucht sie in der Regel eine dreimonatliche 
Uebung. Die Arbeit ist an und für sich eine heikle und wird durch die enorme 
Klebrigkeit des in Verwendung kommenden Materiales noch bedeutend erschwert; die 
Theile,° welche aus Versehen der Arbeiterin Zusammenkommen, verkleben sich sofort und 
sind, sowie die von ihr etwa unrichtig mit einander verbundenen Bestandteile unbrauch 
bar da sie sich nicht mehr trennen lassen. Besondere Vorsicht gehört dazu, die Uber 
platte mit einem einzigen Handgriffe an die richtige Stelle anzulegen, weil ein Lostrennen, 
wie gesagt, nicht mehr möglich ist. _ _ 
Die Arbeit ist keine schwere zu nennen; sie muss teils sitzend, teils stehend v er 
richtet werden, und die damit in Wimpassing beschäftigten 140 Frauenzimmer von 20 
bis 35 Jahren verdienen sich durchschnittlich 5 fl. (3 fl. bis 7 fl.) per Woche. 
Sie arbeiten in einem grossen, lichten und luftigen Saale, und es übt ihre Bescha - 
tigung in keiner Hinsicht irgend einen nachteiligen Einfluss auf die Gesundheit aus. 
2. Erzeugung von Ballen. 
Hiebei besteht die Arbeitsleistung der Mädchen darin, dass sie sich aus 
den ihnen abgelieferten Ballen-Platten (das ist das vorgerichtete Gummi-Material m Form 
dünner Platten, aus welchen die Ballen gemacht werden) mittelst Blechschablonen, deren 
Grösse je nach der Grösse der zu erzeugenden Ballen wechselt, und mittelst gewöhnlicher 
Heftmesser vier Theile zu je einem Ballen zuschneiden, sie zusammensetzen und vor 
deren gänzlichem Zusammenkleben in jeden Ballen ihre Arbeitsnummer und ein kleines 
Quantum Wasser hineingeben. Die Arbeitsnummer dient zur Controle, damit bei allen 
falls durch mangelhafte Arbeit entstehenden Ausschussballen die betreffende Arbeiteiin 
ermittelt werden kann. Das Wasser, respect. der beim Vulcanisiren daraus sich entwickelnde 
Dampf, hat den Zweck, den Ballen, welche durch das Zusammensetzen ihrer vier Iheüe 
aus freier Hand wie längliche Vierecke aussehen, ihre schliessliche kugelrunde Form zu 
«eben Der Wasserdampf treibt sie nämlich mit einem auf allen Puncten gleichen Drucke 
an die Wände ihrer Stanzen (eiserner Ballenformen, in welche je ein Ballen hineinkommt 
und so vulcanisirt wird) antreibt. Mit dem Einlegen in die Stanzen und dem 
Vulcanisiren haben übrigens die Mädchen nichts zu tlnin, sondern ihre 
Aufgabe ist gelöst, wenn sie die also zu Stande gekommenen Ballen mit Federweiss uber 
staubt haben; letzteres ist nöthig, weil sonst ein Ballen an dem andern kleben wurde. 
Die iii Wimpassing verwendeten Ballenmacherinnen, beiläufig 80 an der Zahl, sm 
selten über 20 Jahre alt, und verdienen sich zwischen 3 bis 5 fl. wöchentlich. 
Ihre Arbeitsverrichtungen besorgen sie meist sitzend, und sind diese weder der Ge 
sundheit nachtheilig, noch im Geringsten körperlich anstrengend. Gewöhnlich eignen sie 
sich in 8 bis 14 Tagen die nöthige Handgeläufigkeit an. Ihr Arbeitsraum ist in einem
	        
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