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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

Vorwort. 
Ein grosser Theil des Erfolges der Cnlturbestrebungen der Gegen- 
wart beruht auf der Mitwirkung der Frauen. Die Generation der Gegen 
wart in der nachhaltigsten Weise beeinflussend, formen sie jene der Zu 
kunft. Die sittliche Tüchtigkeit aber, die Wurzel alles Wirkens, beruht 
zum nicht geringen Theile auf der wirtschaftlichen Stellung, auf der Kraft 
und dem Erfolge des materiellen Schaffens. Daher das allgemein gütige 
Interesse aller die „Frauenthätigkeit“ berührenden Fragen. 
Die moderne Entwicklung der Industrie übte auf die wirtschaft 
liche Stellung des Weibes, hierdurch aber auf die Gestaltung der ge 
sellschaftlichen Zustände einen ebenso nachhaltigen als tiefgehenden 
Einfluss. 
In Folge der in steter Ausbildung begriffenen Theilung der Arbeit 
und der rastlos vorschreitenden Verwendung der Maschine verringert sich 
im parallelen Gange die Arbeit im Hause. In den kleinsten Zeitabschnitten 
schon sehen wir die Zahl der Bedarfsgegenstände sich mehren, deren 
Herstellung mit den Mitteln des Hauses in dem Maasse wirtschaftlich 
weniger gerechtfertigt erscheint, als der Beti’ieb in geschlossenen Eta 
blissements an Ausdehnung gewinnt. 
In dem Verhältnisse jedoch, als die über grosse Kräfte verfügende 
Fabriksindustrie erstarkt, vergrössert sich einerseits die Zahl der in ihr ver 
wendeten Frauen und bessern sich für diese die Bedingungen einer selbst 
ständigen, auf eigener Kraft beruhenden Existenz; wird aber anderseits 
unläugbar das Weib in Folge seiner erhöhten Inanspruchnahme ausser 
dem Hause, seinem natürlichen Wirkungskreise i m Hause entrückt. 
An 150 bis 160 Tausend beträgt in Oesterreich zur Zeit die Zahl 
der Mädchen und Frauen, welche ihre Arbeitskraft in den im Folgenden 
besprochenen Gewerben und Verkehrsanstalten verwerthen. Auf minde 
stens 40 Millionen Gulden dürfte zu veranschlagen sein, was das weibliche 
Geschlecht durch seine Verwendung in den geschilderten Arbeitsweisen 
der eigenen Privatwirthschaft jährlich zuführt. 
Die Grösse dieser Zahlen und die in ihnen zum Ausdrucke kommende 
Erscheinung reihen die Frage der Verwendungsweise der weiblichen 
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