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Die Arbeits-Localitäten sind hell und geräumig und überall mit Ventilationen versehen.
Im Ganzen sind in dieser Fabrik 45 Mädchen und Frauen, im Alter von 12 bis
45 Jahren in Verwendung, darunter 15 Lehrmädchen.
2. Granatwaaren-Fabrikation.
Auch hier werden Mädchen nur zum Poliren der fertigen Granatwaaren verwendet,
doch geschieht die Polirung in anderer Weise.
Die Granatwaare wird nämlich in ihren einzelnen Theilen und vor deren Zusam
mensetzung auf einer Schleif- (Dreh-) Bank polirt, welche die Arbeiterin mit dem Fusse
regiert, während sie den Gegenstand mit der Hand anhält.
Das Poliren geschieht zum erstenmale mit Trippei, welcher auf einen groben, an die
Drehbank angemachten Filz aufgetragen wird, und der das Hohe von der fertigen Waare
abnimmt, so dass sie glatt wird.
Hierauf wird der Gegenstand mit in Oel angemachtem Both in gleicher Weise auf
der Drehbank polirt, und sodann mit einer feinen Bürste abgebürstet.
Endlich wird der Gegenstand mit Both, welches diesmal jedoch mit Spiiitus gemengt
ist, zum drittenmale polirt und wieder abgebürstet. Nunmehr hat der Gegenstand schon
seinen gehörigen Glanz erhalten.
Die einzelnen Theile werden hierauf vom Goldarbeiter zusammengesetzt, und sodann
das ganze Stück von der Arbeiterin mit ausgebranntem, mit Spiritus gemengtem Kienruss
eingeschmiert, abgebürstet und endlich mit Both überbürstet, worauf die Waare ganz rein
und glänzend erscheint.
Die Zargen werden in gleicher Weise behandelt, nur werden sie mit Zwirn und
nicht auf der Drehbank geschliffen, weil der Zwirn in jede Fuge eindringt.
Pave - Arbeiten werden blos mit Kienruss und Spiritus geputzt und nur der Boden
wird geschliffen.
Die Lehrzeit dauert auch hier 3 Jahre und erhalten die Lehrmädchen das erste
Jahr 5 fl. per Monat, sodann jedes halbe Jahr eine Zulage, so dass sie zu Ende des drit
ten Jahres 10 fl. monatlich beziehen.
Die ausgelernten Arbeiterinnen verdienen in der erwähnten Fabrik je nach ihrer
Fähigkeit 24 bis 30 fl. monatlich; die Auszahlung geschieht alle 14 Tage.
Täglich wird durch 10 Stunden gearbeitet; Ueberstunden werden nach einem grösseren
Massstabe vergütet.
Fabrikation von Silberpräg-ewaaren (Kittwaaren).
Bei der Fabrikation von Silberprägewaaren (Kittwaaren) spielt die Frauenarbeit die
Hauptrolle, da Frauenspersonen, mit Ausnahme des Walzens des Bleches, des Pressens
der Muster und des Zusammenlöthens im Feuer, alle Arbeiten besorgen.
Die Frauenarbeit umfasst:
1. Das Zuschneiden des Bleches. Diese mittelst Scheere auszuführende
Arbeit wird in der Kegel von Lehrmädchen ausgeführt, die sich zu den schwierigeren Ar
beiten ausbilden. Wochenlohn 3 fl.
2. Das Ausschneiden der Muster mittelst Scheere. Zu dieser Manipu
lation ist eine grössere Fingerfertigkeit erforderlich, die sich in 1 bis 2 Monaten ei -
werben lässt. Geschickte Arbeiterinnen verdienen 5 bis 6 fl. per Woche,