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Volltext: Ungarn auf der Wiener Weltausstellung 1873 : Special-Catalog der ausgestellten Gegenstände der Urproduction, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst

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Höhe, während der andere im Wachsthum zurlickbleibt und 
bedeutend kleiner ist. Hier ist die Weisstanne nicht pyramiden 
förmig wie in andern Kunstforsten, sondern pflegt sich kuppel 
förmig zu gestalten. In den Urwäldern pflegen die Bäume ent 
weder in geraden Linien oder in Gruppen zu stehen. Wenn ein 
alter Baum seiner Länge nach umfällt und nach und nach vermo 
dert, kommen mit derZeit aus dem Stamme desselben neue Bäume 
hervor, welche ihre Wurzel durch dem Stamm in den Boden 
senken und demnach eine gerade Linie bilden. Die in einer 
Gruppe stehenden Bäume dagegen wachsen aus dem noch grünen 
Strunke eines alten Baumes hervor. Bald geschieht es, dass die, 
die Grundlage der neuen Baumgeneration bildenden alten Stäm 
me gänzlich zerfallen, wo dann deren obere Wurzeln unbedeckt 
bleiben, weshalb in einem Urwalde viele Bäume aussehen, als ob 
sie auf Krüken stünden. Nirgend fühlt sich der Mensch so ver 
einsamt, als in einem ungeheueren Urwalde, welchen nur der 
Wind, der Holzwurm und stellenweise die Hirten, Kohlenbrenner 
oder Pottaschensieder vernichten. 
Solch ein Bild zeigt der Krivän bis zu einer Höhe von 
beiläufig 5900', wo dann bald die Grenze der Weisstanne und 
Fichte sich befindet. Hier hört der zusammenhängende Wald auf, 
weiter hinauf verschwindet in allgemeinen jeder höhere Baum, 
und wird durch Gesträuche und Zwergfichten ersetzt, bis auch 
diese zuletzt ganz verschwinden und den Platz der stereotypen 
Alpenkiefer überlassen. 
Treten wir unter die organischen Wesen dieser neuen Welt, 
so bemerken wir, dass dieselben Uberrall den Stempel des Hoch- 
gebirgs-Charakters an sich haben, überrall lächelt uns der Reiz 
der Alpen an. Die Pflanzendecke, wenn auch aus beiweitem we 
niger Arten zusammengesetzt, als im Thale oder am Gebirge, 
verliert dennoch weder an Lebhaftigkeit der Farben, noch an 
Reichthum. Die neuen Pflanzengruppen, welche an die Stelle 
der Kinder der Ebene und des Thaies treten, ersetzten die Gat- 
tungs-Armuth durch Schönheit, Duft, eigenartigen Charakter und 
lebhafte Färbung. 
Hier begrüsst uns eine prächtige Hochwiese, dort wieder 
eine duftende lebhaft grünende und blumenreiche Alpenweide, 
auf welchen unzählige Schafe und Ziegen, oder eine sich dorthin 
verirrende Gemse ihre tägliche Atzung erhalten. Jedoch neben 
den duftigen Weiden breiten sich endlose Felsenhügel und Stein- 
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