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Volltext: Ungarn auf der Wiener Weltausstellung 1873 : Special-Catalog der ausgestellten Gegenstände der Urproduction, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst

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felder aus, über und unter diesen thürmen sich tausend Klafter 
hohe Felsenwände auf, welche sich in kühnen Schwingungen ge 
gen den Gipfel hinziehen. Vielleicht zeichnete die grossartige 
Natur nirgend solche grelle Contraste nebeneinander, als gerade 
hier, nirgend wechseln miteinander so häufig wie hier die liebliche 
Anmuth mit finsterm Grausen. Die Bewohner der Ebene stellen 
sich die Bildung des Alpen-Gebietes gewöhnlich als einen lang 
samen Uebergang von der Thalgegend bis zum Gipfel vor. Diese 
Form des langsamen Ueberganges ist aber nur äusserst selten 
und nur an einzelnen Alpen oder Bergplateaus zu sehen. Gewöhn 
lich und besonders bei Kalkgebirgen liegen die Gebirgsweiden 
schon zwischen scharfen Abhängen, Bergschluchten oder Kluften, 
lieber diese erheben sich wieder neue Gebirgsgrate und Felsen 
stufen, welche bald schwächer bald schärfer hervortreten und mei 
stens mit Waldstrecken bewachsen sind, oder hie und da durch 
Weiden und Steinfelder unterbrochen werden; nur wenn wir über 
diese hinaus sind, kommen die Alpenwiesen, welche sich in grös 
serer oder geringerer Ausdehnung bis zur Grenze des organischen 
Lebens ausdehnen. An einzelnen Orten herrscht eine unendliche 
Abwechslung in der Vertheilung der grünen und grauen Farbe, 
zwischen den Weiden und berasten Gebirgslunten, den Felsen 
und Felsenklüften. 
Andere Felsengipfel erscheinen uns wie Gerippe; ihre kahle 
Oberfläche bedeckt kein Busch, ihre scharfen Grate werden durch 
keinem Rasenpolster abgerundet, deren Schlupfwinkel geben 
keinen organischen Leben Aufenthalt. Das Ganze ist ein abge 
storbener Felsenhügel, mit ausgewaschenen Vertiefungen und zak- 
kigen Klüften, deren Färbung grau, weisslich, jedoch in verschie 
denen Richtungen hin veränderlich, bald dunkel bis ins Schwarze, 
bald gelblich bis zur weissen Farbe. — 
Sehen wir uns die organischen Wesen näher an. Die Reprä 
sentanten der alpinen Flora sind beinahe ohne Ausnahmen mehr 
jährige Pflanzen, was auch so sein muss, weil es sonst leicht ge 
schehen könnte, dass durch eine ungünstige Witterung das ganze 
Pflanzenleben auf Jahre hinaus vernichtet würde, indem die Sa 
menbildung nicht zu Stande kam. Die perennirenden Pflanzen 
dagegen, welche sich durch Wurzelbildung und Rhizome vermeh 
ren, können einen bessern Sommer abwarten, da sich dieselben 
auch durch Saamenbildung vermehren und auch auf weite Strek- 
ken ausbreiten können. Nachdem jedoch selbst in günstigen Jah 
ren auf dem hohen Gebirge an besonders schattigen und feuchten
	        
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