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Volltext: Ungarn auf der Wiener Weltausstellung 1873 : Special-Catalog der ausgestellten Gegenstände der Urproduction, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst

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und engen Zusammenhaltens strenge befolgen, wird dem lebhaft 
grünen Rasenteppiche durch die prächtigen und in ganzen Grup 
pen erscheinende Farbenmischung eine ungewöhnlich liebliche 
Anmuth verliehen. —- Nicht weniger wird die Erhabenheit der 
Hochgebirgsflora durch den balsamischen Duft der zahlreichen 
Blumen und ganzer Pflanzen-Colonien vermehrt, als Primula Au- 
ricula, Stachys alpina, einige Thymus-Arten, Solidago alpestris 
u. v. a. Die alpine Pflanzenflora weist nämlich mehr aromati 
sche Pflanzenarten auf, als die Flora der Ebene. Characteris- 
tisch jedoch ist für diese Region, dass hier die narkotischen Pflan 
zen fehlen, und auch die Giftpflanzen nur selten Vorkommen; dass 
die einzelnen Arten sich mehr von einander absondern und nur 
selten Hybriden bilden; dass ferner die alpinen Pflanzen entschie 
den bittern und herben Stoff in sich enthalten. Characteristisch ist 
auch noch, dass ihr Wachsthum meist verkümmert ist, indem die 
Natur wegen Mangel an Zeit die Ausbildung der Stengel und Blät 
ter versäumt und nur dahin trachtet, auf kürzestem Wege Blume 
und Frucht zu erzeugen. 
Die phanerogamen Pflanzenfamilien, die in der Hochgebirgs- 
region in sehr verschiedener Form auftreten,sind: grasartige, ried 
grasartige, lilienartige, orchisartigePflanzen,Korbblüthl er, enzian 
artige, Lippenblüthler, lövenmaulartige, primelartige, doldenar 
tige, steinbrechartige, ranunkelartige, Kreuzblüthler, nelkenar 
tige, rosenartige und Schmetterlingsblütler. Unter diesen fallen 
am meisten die schönen Gentianeen auf, welche in verschie 
denen Farben den Hochgebirgs-Rasen schmücken, und viele aus 
schliesslich alpine Gattungen aufweisen. Sowie der Schnee seine 
kalte Decke von den hohen Abhängen zurückzieht, schlüpft hier 
in der Nähe des ewigen Schnees das liebliche Hochgebirgs- 
Glockenblümchen (Soldanella alpina L.) mit seinen schönen veil 
chenblauen Blüthen, und die Gentiana frigida mit ihren eisigen 
Glöckchen hervor. Aus dem feuchten Boden, welcher von dem 
geschmolzenen Schnee getränkt wurde, wachsen reichlich Epi- 
pactis palustris Crantz., Coeloglossum albidum, Swertia peren- 
nis L., Viola biflora L., Polygonum Bistorta L., Luzula spicata DC., 
und multiflora Lej. var. nigricans Desf., Meum Mutellina Gärtn., 
Oxyria digyna Camp. Lychnis diurna und andere. Die schönen, 
wohlrichenden Primeln und zahlreiche Arten der niedrigen Sa 
xifragen bedecken ganze Felsen, während die rothen zwerghaften 
Silenen, die nelkenartigen und doldenartigen Blumen wie Inseln 
aus dem Rasen hervorleuchten.
	        
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