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Je mehr wir uns dem Gipfel des Hochgebirges nähern., um
so zwerghafter und lichter wird der Pflanzenwuchs, bis endlich
auf dem Gipfel des Krivän unter kleinen Flechten und Mosen
nur mehr 10 Pflanzengattuugen sich vorfinden, und zwar: Chry
santhemum alpinum L., Campanula alpina L., Doronicum Clusii
Koch., Primula minima L., Rhodiola rosea L., Geum montanum L.,
Trichodium rupestre Schrad., Festuca alpina Schrad., Poa laxa
Haenke und Gentiana frigida Haenke.
Die Vegetationsform der Puszte, welche nach unseren
bisherigen Beobachtungen aus etwa 264 charakteristischen Pflan
zenarten zusammengesetzt ist, wurde von Dr. A. Kerner, dem
genialen botanischen Landschaftsmaler in seiner Darstellung der
Vegetationsverhältnisse Niederungarns in anziehender Weise ge
schildert.
So wie gegen die Spitze der Alpen zu der Wald abnimmt,
ebenso sehen wir diess auf der Puszta, wenn wir das Gebirge ver
lassen. Gerade wie in der baumlosen Region der Alpen, dauert
auch in der Puszta die Lebensäusserung der Pflanzen kaum drei
Monate. Ursache hievon sind im Gebirge Eis und Schnee, in der
Puszta im Frühjahre lange andauernde,! im Herbste früh eintre
tenden Nachtfröste, sowie die Trockenheit des Sommers.
Im baumlosen Gebiete der Alpen sind die einjährigen
Pflanzen selten und können sich nur schwer entwickeln, da häu
fig schon in ihrer Blüthenzeit Schnee fällt. Im Tieflande hinge
gen sind die meisten Pflanzen einjährig und müssen dieselben
ihre Entwickelnngsperiode in einem Sommer beendigen. Im Hoch
gebirge wird der Hochwald von der baumlosen Region durch
Strauchwerk geschieden, dasselbe sehen wir im Tiefland. Dar
um muss die waldlose Ebene im engem Sinne die Puszta, vom
waldigen Gränzgebiete unterschieden werden. Sobald die allge
meinen klimatischen Verhältnisse es gestatten, erstreckt sich der
Wald immer tiefer sowohl in die Puszta, als in die baumlose Re
gion des Hochgebirges. Diess ist dann wahrzunehmen, wenn nicht
weit von der Waldgränze feuchte Thäler sich befinden. So zieht
sich zum Beispiel an der nordöstlichen Grenze des Tieflandes bei
Debrezin der Wald weit an den daselbst auslaufenden Hügel bis
ins Innere der Puszta hinein; der hügelige Sandboden zwi
schen der Donau undTheiss ist jedoch theilweise zum Waldrand
gebiete zu rechnen.
Das Gebiet, welches in den Alpen den Hochwald mit der
baumlosen Region verbindet wird das Gebiet des Krummholzes