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nigen Wochen noch gänzlich ihres Schmuckes entbehrte, steht
jetzt in ganzer Pracht und dies dauert bis zum späten Herbste,
denn immer und immer erscheinen neue Pflanzen, deren Zahl
beinahe auf 200 steigt, während auf der baumlosen Ebene längst
alles ausgebrannt ist. Merkwürdig ist, dass in diesen Wäldern die
hängende Raute, die gemeine Pimpernuss, das Tausendgülden
kraut und andere Pflanzen dieser Gattung gedeihen, welche
sonst nur in ubalpinen Regionen oder in salpetrigem Grunde
Vorkommen. Überhaupt ist es an manchen Stellen kaum glaub
lich, dass der Forscher sich in der Tiefebene befindet, sondern
würde der tiefen Gräben und Risse halber glauben sich in ber
giger Gegend zu ergehen. . , , , A , ,.
Von den Eichenwäldern unterscheiden sich bedeutend die
Weiden- und Pappelwälder. Die grossen und schweren Eicheln
jener kann der Wind kaum fortbewegen und auch die Gewässer
spülen selbe nur an die nächsten Ufer; deshalb pflegen neue
Eichenwälder nur in unmittelbarer Nähe der Alten zu entstehen.
Die winzigen Samen der Weiden und Pappeln hingegen führt
schon der leiseste Wind aut bedeutende Entfernungen und streut
dieselben auch auf dem von Wäldern fernen Sandboden aus, wo
sie, wenn nur etwas Feuchtigkeit vorhanden ist, leicht
Wurzel schlagen und zu wachsen beginnen. Der Sturm reisst
zwar die jungen Bäum eben oft sammt den Wurzeln aus ; einzelne
Pflanzen vermögen denn doch sich zu erhalten, und mit dei Zeit
entstehen neue Wäldchen. Das abfallende Laub bildet langsam
etwas Humus, nicht lange schiessen auch Gräser nach und binden
mit ihren Wurzeln das Erdreich der Bäume. Zu der Pappel gesellt
sich meist auch die Weide. Auch diese kämpft, wie jene, mit deu
unwirtklicken Verhältnissen, spielt aber in den Pustenwäldern nur
eine untergeordnete Rolle. Unter den baumartigen Weiden sind
zu erwähnen die Bruehweide und weisse Weide und die von den
selben abstammenden Mischarten. Von den Buschweiden kommt
nur die Rosmarinblätterige vor, welche mit einigen Seggen- und
Schwingelarten die untergeordnete Flora des Waldes bildet; hie
und da kommen auch das Wirbelkraut und Syrenia vor. Doch
diese untergeordnete Flora charaktrisirt noch ein Pflänzchen
und dies ist ein Pilz, der Becherschwamm, welcher sonst nur
auf den Sanddünen des deutschen und baltischen Meeres vor-
komm| n (len E sc henwäldern bilden die Wolfsmilch, einige Dolden-
blüthler, und Kreuzbeersträucher oft undurchdringliche Dickichte;