MAK

Volltext: Ungarn auf der Wiener Weltausstellung 1873 : Special-Catalog der ausgestellten Gegenstände der Urproduction, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst

143 
Verein und zwar von den Führern der politischen Wiederge 
burt ins Leben gerufen, und seither vollzieht sich auf gesell 
schaftlichem W ege, in zwar bescheidenen Grenzen und mit geringer 
Kraft die langsamere, aber nicht segenslose, auf die Regeneration 
der bildenden Kunst hinzielende Bewegung. Man muss dieselbe 
einen Kampf nennen, einen Kampf gegen Unten, gegen die durch 
die lange Stockung der Kunst gegenüber gleichgiltig gewor 
dene Mehrzahl der Nation einerseits, andererseits aber einen 
Kampf nach Oben, gegenüber der Regierung, für die moderne 
Berechtigung dieses Streites, da dieselbe während der letzten Jahr 
hunderte die traditionelle Verbindlichkeit hinsichtlich der geisti 
gen Faktoren der Kunst aus dem Bewusstsein verlor oder ihre 
Flüchten diesbezüglich in Folge ihres national feindlichen Geistes 
lange nicht ausübte. In unsern Tagen nähert sich dieser Kampf 
seiner Krise, und, seitdem wieder eine nationale Regie 
rung das ungarische Staatsschiff leitet, beginnen auch die Kunst- 
Interessen im Staatsorganismus neuerdings aufzutauchen. Nur 
lässt es gegenwärtig wieder die staatswirthschaftliche Lage des 
Landes nicht zu, dass die Kunst in solchem Grade unterstützt 
werde, wie dies der aufgeklärte Wille unserer freisinnigen Regie 
rung in der Einsicht, dass auf diesem Gebiete die Versäumnisse 
von Jahrhunderten nachzutragen und gut zu machen sind, gerne 
thuu würde. Der Emancipationskampf der Kunst in Ungarn ist 
gegenwärtig in jenem Stadium, wo die parlamentarische Regie 
rung Hand in Hand mit dem Reichstage durch das Beispiel des 
Auslandes auf die grosse Wichtigkeit dieser Angelegenheit immer 
aufmerksamer werdend, hinsichtlich der Kunstinteressen zu gros 
sem Zugeständnissen und Opfern bereit ist, während die Theil- 
nahme für diese Interessen im Volke nur langsamer erwacht. 
Obige Behauptung beweist schon jene nicht alltägliche Thatsa- 
che, dass der Reichstag vor einigen Jahren einstimmig die Sum 
me von 3,000,000 Franken zum Ankäufe der aus alten Meister 
werken bestehenden, Fürstl. Esterhäzy’sehen Bildergallerie vo~ 
tirte ; während in Folge der geringen Kunstliebe des Publikums 
ein grosser Thsil der vorzüglichsten ungarischen Künstler ge 
zwungen ist, sich im Auslande niederzulassen. 
Dessenungeachtet zeigt sich der Fortschritt auch in letzterer 
Richtung, besonders im Wege der gesellschaftlichen Verbindung. 
Der ungarische Landesverein für bildende Künste, 
welcher in die Fussstapfen des alten Kuustveioins trat, näheit 
sieh langsam, aber stetig der Verwirklichung seines reichen, nur
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.