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Verein und zwar von den Führern der politischen Wiederge
burt ins Leben gerufen, und seither vollzieht sich auf gesell
schaftlichem W ege, in zwar bescheidenen Grenzen und mit geringer
Kraft die langsamere, aber nicht segenslose, auf die Regeneration
der bildenden Kunst hinzielende Bewegung. Man muss dieselbe
einen Kampf nennen, einen Kampf gegen Unten, gegen die durch
die lange Stockung der Kunst gegenüber gleichgiltig gewor
dene Mehrzahl der Nation einerseits, andererseits aber einen
Kampf nach Oben, gegenüber der Regierung, für die moderne
Berechtigung dieses Streites, da dieselbe während der letzten Jahr
hunderte die traditionelle Verbindlichkeit hinsichtlich der geisti
gen Faktoren der Kunst aus dem Bewusstsein verlor oder ihre
Flüchten diesbezüglich in Folge ihres national feindlichen Geistes
lange nicht ausübte. In unsern Tagen nähert sich dieser Kampf
seiner Krise, und, seitdem wieder eine nationale Regie
rung das ungarische Staatsschiff leitet, beginnen auch die Kunst-
Interessen im Staatsorganismus neuerdings aufzutauchen. Nur
lässt es gegenwärtig wieder die staatswirthschaftliche Lage des
Landes nicht zu, dass die Kunst in solchem Grade unterstützt
werde, wie dies der aufgeklärte Wille unserer freisinnigen Regie
rung in der Einsicht, dass auf diesem Gebiete die Versäumnisse
von Jahrhunderten nachzutragen und gut zu machen sind, gerne
thuu würde. Der Emancipationskampf der Kunst in Ungarn ist
gegenwärtig in jenem Stadium, wo die parlamentarische Regie
rung Hand in Hand mit dem Reichstage durch das Beispiel des
Auslandes auf die grosse Wichtigkeit dieser Angelegenheit immer
aufmerksamer werdend, hinsichtlich der Kunstinteressen zu gros
sem Zugeständnissen und Opfern bereit ist, während die Theil-
nahme für diese Interessen im Volke nur langsamer erwacht.
Obige Behauptung beweist schon jene nicht alltägliche Thatsa-
che, dass der Reichstag vor einigen Jahren einstimmig die Sum
me von 3,000,000 Franken zum Ankäufe der aus alten Meister
werken bestehenden, Fürstl. Esterhäzy’sehen Bildergallerie vo~
tirte ; während in Folge der geringen Kunstliebe des Publikums
ein grosser Thsil der vorzüglichsten ungarischen Künstler ge
zwungen ist, sich im Auslande niederzulassen.
Dessenungeachtet zeigt sich der Fortschritt auch in letzterer
Richtung, besonders im Wege der gesellschaftlichen Verbindung.
Der ungarische Landesverein für bildende Künste,
welcher in die Fussstapfen des alten Kuustveioins trat, näheit
sieh langsam, aber stetig der Verwirklichung seines reichen, nur