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zu viele Faktoren des Kunstbeförderung in sich fassenden Pro
grammes. Die wichtigste Aufgabe desselben ist die Veranstaltung
jährlicher Kunstausstellungen, welche von Jahr zu Jahr belebter
werden, besonders seit dem auch die Regierung jährlich grössere
Summen zum Ankäufe von hier ausgestellten und zur Bereiche
rung der Bildergallerie des ungarischen National-Museums die
nenden, vorzüglichem Werken des In- und Auslandes bewi'ligt.
Diese Gesellscheft erhob auch schon öfters mit Erfolg ihre Stimme
in allgemeinen Kunstangelegenheiten und ging der Regierung mit
ihrem sachverständigen Rathe an die Hand, solange diese nicht
einen besondern, diseiben Angelegenheiten wirksamer und voll
kommener vertretenden Landes rath f ü r bildende
Kunst in’s Leben rief, dessen eine Hälfte jedoch ebenfalls aus
gewählten Mitgliedern des Vereines besteht, während die an
dere Hälfte durch die Regierung aus der Reihe von bekannten
Kunstverständigen ernannt wird.
Der grösste Theil der auf die Förderung der vaterländischen
Kunst gerichtefenVerfügungen verdankt seinen Ursprung dem seit
Kurzem verstorbenen Cultus- und Unterrichts-Minister, dem Dich
ter und weisen Staatsmanne, Br. Josef Eötvös, welcher sich
auf dem Gebiete der Regenerirung und Erweiterung des nationalen
Culturlebens unvergesslich grosse Verdienste erwarb. Er war der
erste uugarische Minister, der befähigtem ungarischen Kunsfjün-
gern durch Staatsbeihilfe die Mittel an die Hand gab, im Arrslande
ihre weitern Studien zu machen, wo seitdem Mehrere derselben
sich zu bedeutendem Künstlern heranbildeten. Auch für die
Historien -Maler ei wurden von ihm Staatspreise ausge
schrieben und verliehen, und hervorragendere Künstler, mit der
Auslührung von Fresco-Malereien in öffentlichen Gebäuden z. B.
für die Deckgemälde im Xational-Muscum betraut. Kein Faktor
der Kunst entging seiner Aufmerksamkeit. Auch im Gebiete der
Plastik bewirkte er eine grössere Produktivität durch Bestellun
gen auf Staatskosten; von ihm ging auch der Gedanke einer im
National-Museum zu bildenden, aus Gypsabgüssen der vorzüg
lichsten antiken Werke bestehenden Sammlung aus und er er
streckte zugleich seine Fürsorge auch auf den im im ganzen
Lande in hohem Grade vernachlässigten Zeichen-Unter
richt durch das Projekt einer besondern Zeichen-Lehre r-
Präparandie und einer damit verbundenen Kunstschule,
deren thatsächliche Verwirklichung seinem Nachfolger Vorbehal
ten blieb.