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Es ist wohl wahr, dass unter unsern alten Kunstdenkmalen
des römischen Kunstfleisses und der römischen Künste meist nur
Gegenstände dritten Ranges Vorkommen; auch ist nicht zu
leugnen, dass unter den Ueberresten der Barbaren viel Charakte
ristisches und von einander Abweichendes durch die Vermi
schung der Begräbnissplätze so durch einander geworfen ist, dass
es bis jetzt schwer wurde, das Zusammengehörige zu sichten
ad zu ordnen, demnngeachtet sind unsere Funde schon ans dem
Grunde überaus interessant, weil dieselben die Kette der orga
nischen Verbindung des Ostens mit dem Westen und Norden
bilden und die Uebergangs-Typen vorzüglich in Ungarn in gros
ser Anzahl Vorkommen.
Dort, wo die Alterthümer so reichlich sind, ist es unmöglich,
dass das ackerbauende Volk dieselben nicht auffinden sollte ; und
wer sollte nicht auf den weiten Ebenen Ungarns die hohen Hügel
bemerken, welche schon in den ältesten Zeiten als Werke der
Menschen auffielen?
Die beim Ackerbau oder der meist durch Schatzgräber ver-
aulassten Eröffnung jener Hügel gefundenen Alterthümer und Mün
zen, dann die in den ausgedehnten Ruinen römischer Ansiede
lungen und an den alten römischen Strassen gefundenen Kunst
denkmale, Gräber, Meilenzeiger konnten unmöglich unbeachtet
gelassen werden von einer Nation, welche nicht nur auf ihre aus
Asien eingewanderten Vorfahren und deren Ueberreste, sondern
zugleich auch darauf stolz ist, dass einer der schönsten und geseg
netesten Theile ihres Vaterlandes eine Reihe von Jahren durch
die Römer bewohnt und bebaut wurde.
Schon in den ältesten Zeiten entstanden in Ungarn Samm
lungen von Münzen und Alterthümern. Schon König Mathias und
Istvänffy waren vorzügliche Sammler und Viele wurden auf die
Sch ätze unseres Vaterlandes autmerksam, als unsere Landes
söhne, in Ermanglung eines National-Museums, die alten Kunst
gegenstände Pannoniens und Daciens an das Wiener Museum
einzuliefern begannen.
In dieser Hinsicht geschah am meisten in der bewegungs
reichen Zeitperiode unter Maria Theresia und in den darauffol
genden Jahren, wo die berühmten Sammlungen der S z e c h e n y i,
Eszterhäzy, Festetics, Viczay, Räday, Teleky
und Podmanicky entstanden, von denen einTheil schon ins
Ausland gewandert, während noch ein ansehnlicher Rest im Va
terlande verblieb.