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Volltext: Ungarn auf der Wiener Weltausstellung 1873 : Special-Catalog der ausgestellten Gegenstände der Urproduction, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst

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weiten herrenlosen Puszten gefabelt wurde, auf denen man in 
Niederungen, Tagereisen weit höchstens hie und da einen Brun 
nenschwengel oder einen am Sumpf auf Frösche lauernden Bei 
her zu Gesichte bekomme, in das Keich der Märchen. 
Es hat nicht nur hat jedes Stückchen Boden seinen Eigen 
tümer, der sich nach Kräften bestrebt, dasselbe zu benützen, son 
dern auch der Werth des Bodens ist, wie wir oben gesehen haben, 
hoch genug gestiegen, dass es sich lohnt, ihn in Anbau zu nehmen, 
und so werden die Pusztenweiden immer spärlicher, ja selbst die 
Wiesen immer seltener und weichen dem Ackerlande weit mehr, 
als dies vom Standpunkte der Viehzucht aus zu wünschen 
wäre. — Letzteres fällt besonders deshalb ins Gewicht, weil das 
Land teilweise wegen ungünstiger klimatischer Verhältnisse, 
beziehungsweise wegen des häufigen Umsprunges von einem Ex 
treme zum andern, für den künstlichen Futterbau eben 
nicht sehr geeignet ist oder doch bei der Auswahl der anzu 
bauenden Futtergewächse ein sehr vorsichtiges Vorgehen nötig 
macht. 
Es stehen in Ungarn der Viehzucht jährlich an 4 Millionen 
Joch natürlichen und ungefähr eine halbe Million Joch künst 
lichen Wiesengrundes zur Verfügung, und wenn auch die auf 
Grund statistischer Daten ermittelte jährliche Fechsung von circa 
65 Millionen Zentner natürlichen und 10—15 Millionen Zentner 
künstlichen Futters im Vergleiche zum vorhandenen Viehstand 
gering ist; so dürfen wir doch nicht vergessen, dass in dieses 
Quantum das ebenfalls viel betragende Gr um et nicht mit- 
eingerechnet ist; auch müssen wir in Erwägung ziehen, dass die 
Weide gegenüber der Stallfütterung noch immer vor 
herrscht, und in Folge des kurzen Winters beinahe das ganze 
Jahr hindurch betrieben werden kann; ja das Kukurutz- und 
Tabak Stoppelfeld erhält z. B. in Unterungarn, selbst wenn es mit 
Schnee bedeckt ist, leidlich die Schafe; ausserdem hilft an vielem. 
Orten das Hafer- und Gerstenstroh, sowie das Häcksel des üppigen 
Weizen- und Kornstrohes, desgleichen die bereits als regelmäs 
siges Futtermittel verwendete Spreu dem Landwirthe diesfalls 
umsomehr durch, als derselbe sein Vieh seltener in solch ausge 
zeichnetem Zustande hält, wie das im Auslande allgemein ge 
schieht, während durch bessere Landwirthe das immer mehr in 
Aufnahme kommende Trockenfutter mit BUben und Kartoffeln, 
ja mit Oelkuchen verbessert wird. 
Die Viehzucht Ungarns ist jedenfalls beachtenswerth und
	        
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