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weiten herrenlosen Puszten gefabelt wurde, auf denen man in
Niederungen, Tagereisen weit höchstens hie und da einen Brun
nenschwengel oder einen am Sumpf auf Frösche lauernden Bei
her zu Gesichte bekomme, in das Keich der Märchen.
Es hat nicht nur hat jedes Stückchen Boden seinen Eigen
tümer, der sich nach Kräften bestrebt, dasselbe zu benützen, son
dern auch der Werth des Bodens ist, wie wir oben gesehen haben,
hoch genug gestiegen, dass es sich lohnt, ihn in Anbau zu nehmen,
und so werden die Pusztenweiden immer spärlicher, ja selbst die
Wiesen immer seltener und weichen dem Ackerlande weit mehr,
als dies vom Standpunkte der Viehzucht aus zu wünschen
wäre. — Letzteres fällt besonders deshalb ins Gewicht, weil das
Land teilweise wegen ungünstiger klimatischer Verhältnisse,
beziehungsweise wegen des häufigen Umsprunges von einem Ex
treme zum andern, für den künstlichen Futterbau eben
nicht sehr geeignet ist oder doch bei der Auswahl der anzu
bauenden Futtergewächse ein sehr vorsichtiges Vorgehen nötig
macht.
Es stehen in Ungarn der Viehzucht jährlich an 4 Millionen
Joch natürlichen und ungefähr eine halbe Million Joch künst
lichen Wiesengrundes zur Verfügung, und wenn auch die auf
Grund statistischer Daten ermittelte jährliche Fechsung von circa
65 Millionen Zentner natürlichen und 10—15 Millionen Zentner
künstlichen Futters im Vergleiche zum vorhandenen Viehstand
gering ist; so dürfen wir doch nicht vergessen, dass in dieses
Quantum das ebenfalls viel betragende Gr um et nicht mit-
eingerechnet ist; auch müssen wir in Erwägung ziehen, dass die
Weide gegenüber der Stallfütterung noch immer vor
herrscht, und in Folge des kurzen Winters beinahe das ganze
Jahr hindurch betrieben werden kann; ja das Kukurutz- und
Tabak Stoppelfeld erhält z. B. in Unterungarn, selbst wenn es mit
Schnee bedeckt ist, leidlich die Schafe; ausserdem hilft an vielem.
Orten das Hafer- und Gerstenstroh, sowie das Häcksel des üppigen
Weizen- und Kornstrohes, desgleichen die bereits als regelmäs
siges Futtermittel verwendete Spreu dem Landwirthe diesfalls
umsomehr durch, als derselbe sein Vieh seltener in solch ausge
zeichnetem Zustande hält, wie das im Auslande allgemein ge
schieht, während durch bessere Landwirthe das immer mehr in
Aufnahme kommende Trockenfutter mit BUben und Kartoffeln,
ja mit Oelkuchen verbessert wird.
Die Viehzucht Ungarns ist jedenfalls beachtenswerth und