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Volltext: Ungarn auf der Wiener Weltausstellung 1873 : Special-Catalog der ausgestellten Gegenstände der Urproduction, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst

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Hauptabsatzplatz ist unser eigenes Land, für den Export 
aber Serbien, die DonaufUrstenthümer und hauptsächlich Triest. 
Seitdem jedoch unsre Regierung die Zollverhältnisse mit Italien 
geregelt hat, hat unsre Ausfuhr in dieses Land sehr abgenommen ; 
denn Italien hebt zwar die vertragsmässig festgesetzte Verzeh 
rungssteuer ein, gewährt jedoch einen 15%gen Pauschalien 
nachlass, wie er in unserm Vaterland in den fünfziger Jahren 
unter der fremden Regierung gleichfalls bestand, wodurch natür 
lich die Concurrenz sehr erschwert ist. Ausserdem ist es eine 
bekannte Sache, dass, obwohl die Sudbahngesellschaft ihren 
Frachtsatz herabgesetzt hat, die Eisenbahnfracht bei dem aus 
Preussen nach Triest transportirten Spiritus billiger zu stehen 
kommt, als auf gedachter Sudbahn, was gleichfalls für eine er 
folgreiche Concurrenz ein grosses Hinderniss ist. 
Die Liqueurfabrication, wenn man einige vollstän 
dig eingerichtete Fabriken ausnimmt, schreitet im Allgemeinen 
langsam vorwärts, denn es ist Thatsache, dass ein grosser Theil 
der feineren Fabricate aus Wien, Gratz, ja selbst aus Frankreich 
eingeführt wird, wohingegen von unsern vaterländischen Erzeng 
nissen verhältnissmässig nur geringe Quantitäten in die Türkei 
und in die DonaufUrstenthümer gehen. Nach den Letzteren aber 
könnte dieser Geschäftszweig, wenn die Zollverhältnisse nur 
einigermassen vorteilhaft für unser Land geregelt würden, grosse 
Geschäfte machen, wie dies von Seite Frankreichs der Fall ist, 
das sich in dieser vorteilhaften Lage befindet und nur während 
der Dauer des preussisch-französischen Krieges, weil die Sendun 
gen in Folge des Krieges eine kurze Zeit ausblieben, war der 
Export aus unserm Vaterland ein sehr lebhafter ; sobald aber die 
Franzosen wieder auf dem Platz erscheinen konnten, wurde 
unsre heimische Industrie wegen der zwischen beiden Ländern 
bestehenden Differenzialzölle wieder vom Markte verdrängt. 
Ein Hauptfactor dafür, dass dieser Industriezweig nicht so 
schnell vorschreitet, wie es vermöge der Verhältnisse der zu er 
langenden Rohprodukte wünschenswert wäre, liegt darin, dass 
die Kellerwirthschaft selten so ordentlich und systematisch betrie 
ben wird, wie dies bei einem vollkommenen, den heutigen An 
forderungen entsprechenden Industriezweige unumgänglich nöthig 
wäre; manchmal fehlt es an wohlschmeckendem, rein gebranntem 
Sprit, häufig aber an den wichtigen Filtrir- und Drehungs- 
Maschinen, hauptsächlich jedoch an der Ansammlung von Vor 
räten in grösserer Quantität.
	        
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