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Hauptabsatzplatz ist unser eigenes Land, für den Export
aber Serbien, die DonaufUrstenthümer und hauptsächlich Triest.
Seitdem jedoch unsre Regierung die Zollverhältnisse mit Italien
geregelt hat, hat unsre Ausfuhr in dieses Land sehr abgenommen ;
denn Italien hebt zwar die vertragsmässig festgesetzte Verzeh
rungssteuer ein, gewährt jedoch einen 15%gen Pauschalien
nachlass, wie er in unserm Vaterland in den fünfziger Jahren
unter der fremden Regierung gleichfalls bestand, wodurch natür
lich die Concurrenz sehr erschwert ist. Ausserdem ist es eine
bekannte Sache, dass, obwohl die Sudbahngesellschaft ihren
Frachtsatz herabgesetzt hat, die Eisenbahnfracht bei dem aus
Preussen nach Triest transportirten Spiritus billiger zu stehen
kommt, als auf gedachter Sudbahn, was gleichfalls für eine er
folgreiche Concurrenz ein grosses Hinderniss ist.
Die Liqueurfabrication, wenn man einige vollstän
dig eingerichtete Fabriken ausnimmt, schreitet im Allgemeinen
langsam vorwärts, denn es ist Thatsache, dass ein grosser Theil
der feineren Fabricate aus Wien, Gratz, ja selbst aus Frankreich
eingeführt wird, wohingegen von unsern vaterländischen Erzeng
nissen verhältnissmässig nur geringe Quantitäten in die Türkei
und in die DonaufUrstenthümer gehen. Nach den Letzteren aber
könnte dieser Geschäftszweig, wenn die Zollverhältnisse nur
einigermassen vorteilhaft für unser Land geregelt würden, grosse
Geschäfte machen, wie dies von Seite Frankreichs der Fall ist,
das sich in dieser vorteilhaften Lage befindet und nur während
der Dauer des preussisch-französischen Krieges, weil die Sendun
gen in Folge des Krieges eine kurze Zeit ausblieben, war der
Export aus unserm Vaterland ein sehr lebhafter ; sobald aber die
Franzosen wieder auf dem Platz erscheinen konnten, wurde
unsre heimische Industrie wegen der zwischen beiden Ländern
bestehenden Differenzialzölle wieder vom Markte verdrängt.
Ein Hauptfactor dafür, dass dieser Industriezweig nicht so
schnell vorschreitet, wie es vermöge der Verhältnisse der zu er
langenden Rohprodukte wünschenswert wäre, liegt darin, dass
die Kellerwirthschaft selten so ordentlich und systematisch betrie
ben wird, wie dies bei einem vollkommenen, den heutigen An
forderungen entsprechenden Industriezweige unumgänglich nöthig
wäre; manchmal fehlt es an wohlschmeckendem, rein gebranntem
Sprit, häufig aber an den wichtigen Filtrir- und Drehungs-
Maschinen, hauptsächlich jedoch an der Ansammlung von Vor
räten in grösserer Quantität.